Studien zeigen: Hörschäden durch Kopfhörer

Studien zeigen: Hörschäden durch Kopfhörer

Hörschäden durch Kopfhörer sind gravierend, das zeigt eine Überblicksstudie: Weltweit hören etwa ein Viertel junger Menschen Musik mit ihrem Smartphone so laut, dass eine Hörschädigung droht.

In Bus und Bahn, auf einem Spaziergang, beim Joggen oder im Fitnessstudio – Kopfhörer in die Ohren und los geht’s. Besonders junge Menschen hören ihre Lieblingsmusik überall – und in der Regel viel zu laut. So drohen weltweit mehr als einer Milliarde Menschen im Alter von zwölf bis 34 Hörschäden durch Kopfhörer und Konzerte. Schwerhörigkeit kann die Folge sein. Das zeigt eine Überblicksstudie, bei der US-Forscher Daten aus 33 Studien mit insgesamt 19.000 Teilnehmern zusammengefasst haben. „Wir haben festgestellt, dass etwa ein Viertel der jungen Leute Musik mit dem Smartphone samt Kopfhörern so laut hört, dass es ungesund ist“, kommentiert Studienleiterin Lauren Dillard von der Medizinischen Universität von South Carolina. „Außerdem setzt sich die Hälfte der Jugend Unterhaltungsformaten und Konzerten aus, die zu laute Musik anbieten.“

Warum Hörschäden durch Kopfhörer entstehen

Für viele Menschen sind Kopfhörer ständige Alltagsbegleiter, genauso wie Schüssel und Geldbörse. Vom geschlossenen Studiokopfhörer bis zu kabellosen In-Ear-Kopfhörern, 71 Prozent der Deutschen besitzen Kopfhörer, um Musik zu hören, das zeigt eine Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Aber viele bedenken nicht, dass Hörschäden durch Kopfhörer entstehen können, wenn sie falsch angewendet werden. Insbesondere In-Ear-Kopfhörer, das sind die Kopfhörer, die direkt im Gehörgang platziert werden, können unser Gehör erheblich beeinträchtigen und zu Langzeitschäden führen. Denn sie dichten das Ohr nach außen ab, lassen keine Nebengeräusche zu und haben nur einen geringen Abstand zum Trommelfell. Diese Abschirmung beeinflusst die Funktion des Musculus tensor tympani. Dieser Muskel ist dafür zuständig, dass sich das Trommelfell anspannt und so das Innenohr vor lauten Geräuschen schützt. Der Musculus tensor tympani kann diese Funktion besser erfüllen, wenn Nebengeräusche existieren. Dann kann sich das Ohr besser auf Lärm einstellen.

Eine besondere Belastung für unsere Ohren ist der Impulslärm, wie er beispielsweise bei manchen Computerspielen vorkommt. Denn dieser Lärm beeinträchtigt sowohl die inneren als auch die äußeren Haarzellen, also die Sinneszellen des Innenohrs. Sie haben die Funktion, Schallwellen, die ins Ohr gelangen, in bioelektrische Impulse umzuwandeln, die an unser Gehirn geleitet werden.

Neben Hörschäden durch Kopfhörer beeinträchtigen In-Ear-Kopfhörer die Selbstreinigung unseres Ohrs. Denn das Ohrenschmalz, das unseren Gehörgang befeuchtet und vor Bakterien, Wasser oder Temperaturschwankungen schützt, wird zusammengedrückt, wenn wir In-Ear-Kopfhörer längere Zeit nutzen.

2,5 Milliarden Schwerhörige bis 2050 erwartet

Bereits 2021 warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem „World Report on Hearing“ davor, dass bis 2050 etwa 2,5 Milliarden Menschen weltweit in ihrem Hören eingeschränkt seien. 2021 waren es rund 1,6 Milliarden. Es besteht also dringender Handlungsbedarf, insbesondere für ärmere Länder, in denen Gesundheitsthemen in der Regel eine untergeordnete Rolle spielen.

Wie lässt sich Lärm vermeiden?

  • Musik im Raum hören oder aufliegende Kopfhörer nutzen, auf In-Ear-Kopfhörer verzichten.
  • Um sicherzustellen, dass die Lautstärke nicht zu hoch ist, Noise-Cancelling im Smartphone erlauben.
  • Bei Konzertbesuchen Gehörschutz (Ohrenstöpsel) verwenden und fernab der Lautsprecher stehen.
  • Hörpausen einlegen und Lärm ganz bewusst vermeiden, beispielsweise durch einen Spaziergang in der Natur oder indem man zu Hause eine Zeitlang alle Geräte ausschaltet, die zu Lärm führen, wie z.B. Radio oder Fernsehen.

Leitfaden der WHO: Nutzer auf Gefahren lauter Musik hinweisen

Die WHO hat einen Leitfaden entwickelt, der Nutzer auf die Gefahren durch das Hören von zu lauter Musik mit Kopfhörern aufmerksam macht. Die Richtlinien wurden in Zusammenarbeit mit der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) entwickelt und sind nicht bindend.

  • Hersteller von Smartphones und anderen Musikabspielgeräten sollten ein System einbauen, das Lautstärke und Dauer der Musik misst und Nutzer warnt, wenn ihr Hörvermögen gefährdet ist.
  • Wer mit KopfhörernMusik hört, sollte die Lautstärke höchstens auf 60 Prozent der Maximalstärke aufdrehen.
  • Die Geräuschkulisse sollte nicht höher als 85 Dezibel Zum Vergleich: Der Lärm in der Kantine beträgt 65 Dezibel, Verkehrslärm 75 Dezibel, ein Presslufthammer 80 Dezibel und ein Symphoniekonzert 110 Dezibel.
  • Nutzer sollten sich mit den Sicherheitsfunktionen und einem sicheren Hörpegel ihres Gerätes vertraut machen. Mithilfe von Smartphone-Apps ist es möglich, sich das Geräuschlevel in Dezibel anzeigen zu lassen.

In-Ear, On-Ear oder Over-Ear, welche Kopfhörer sind die Richtigen? Mehr dazu lesen Sie in unserem Beitrag „Kopfhörer: Voller Klang für unsere Ohren“.

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