Verminderte Lebensqualität
Die Folgen einer Schwerhörigkeit betreffen fast alle Lebensbereiche. Gespräche werden anstrengend und zusehends vermieden, Besprechungen, Telefonate, Fernsehen werden zur täglichen Herausforderung. Das führt unweigerlich zu beruflichen Nachteilen und sozialer Isolation. Betroffene können unter den psychischen Folgeerscheinungen leiden: Ihr Selbstwertgefühl sinkt, weil sie alltäglichen Situationen nicht mehr gewachsen scheinen. Sie verlieren die Lust an Dingen, die ihnen bislang Freude bereitet haben, und erfahren insgesamt einen Verlust ihrer Lebensqualität.
Gesundheitliche Folgen einer Schwerhörigkeit
Neben diesen psychosozialen Folgen führt die ständige Anstrengung, seine Umgebung trotz eingeschränkten Hörvermögens wahrnehmen zu wollen, auch zu erhöhter Müdigkeit, Erschöpfung, Kopfschmerz und Stress. Studien legen nahe, dass das Risiko einer Depression größer wird, je stärker der Hörverlust ist. Die Versorgung einer Schwerhörigkeit mit Hörgeräten kann helfen, diese Risiken zu verringern.
Vor allem bei älteren Erwachsenen kann mit zunehmender Schwerhörigkeit die Gefahr wachsen, dass die Gedächtnisleistung nachlässt und sich das Demenz-Risiko erhöht. Nachweislich ist bei Menschen mittleren Alters Hörverlust der größte modifizierbare Risikofaktor für eine Demenz-Erkrankung (Livingston et al. 2017). Für Schwerhörige, die ihre Hörminderung mit Hörgeräten ausgleichen, scheint das Demenzrisiko hingegen nicht erhöht zu sein (Amieva et al. 2018).
Risiken im Alltag
Menschen, deren Hörverlust nicht behandelt wird, riskieren Verletzungen und Stürze. Bereits eine Hörminderung ab 25 Dezibel erhöht die Gefahr zu stürzen um fast das Dreifache. Das ist das Ergebnis einer US-amerikanischen Studie, die ebenfalls herausgefunden hat, dass das Sturzrisiko von Hörgeräte-Trägern erheblich sinkt (Lin/Ferrucci 2012). Durch eine unversorgte Schwerhörigkeit haben insbesondere ältere Menschen ein höheres Invaliditätsrisiko (Chen et al. 2015) und ihr Risiko, zur Bewältigung des täglichen Lebens von anderen Menschen abhängig zu werden, steigt um 28 Prozent (Amieva et al. 2018).
Das Zusammentreffen all dieser Folgeerscheinungen birgt nicht nur persönliche körperliche und seelische Risiken, sondern auch ein hohes soziales Konfliktpotenzial: Die Betroffenen sind oft reizbar. Ihre Familien und Freunde erkennen jedoch oft nicht die Ursache dafür und reagieren nicht selten mit Unverständnis. Umso wichtiger ist es, dass das Umfeld aufgeklärt ist, mit Verständnis agiert und den Betroffenen dazu ermutigt, den Schritt zum HNO-Arzt oder zum Hörakustiker zu gehen, um die Schwerhörigkeit versorgen zu lassen.