Können alle Menschen mit den Ohren wackeln?

Können alle Menschen mit den Ohren wackeln?

Warum wir unsere Ohren bewegen und wie die Hörgeräte-Technologie das „Richtungshören“ umsetzt

Für Tiere ist es überlebenswichtig, doch auch wir Menschen können es: die Ohren bewegen und damit unsere Aufmerksamkeit in eine bestimmte Richtung lenken.

Ein Rascheln, ein Knacken – woher kommt das Geräusch? Für viele Tiere ist es ein Leichtes, ihre Ohren zum Hören in alle Richtungen zu bewegen. Katzen, Pferde, Rehe oder Hasen: Sie alle können ihre Ohren aufrichten und mühelos in verschiedene Richtungen drehen. Auch einige Affenarten können ihre Ohren gezielt ausrichten. Für wild lebende Tiere ist diese Fähigkeit sogar lebenswichtig. Ein gutes Gehör und die Fähigkeit, die Ohren nach einer Geräusch- und möglichen Gefahrenquelle auszurichten, gleichen das schlechtere Sehvermögen vieler Tiere  aus. Dämmerungs- oder nachtaktive Tiere können sich zudem nicht allein auf das Sehen verlassen. So hören Wölfe mit ihren kleinen, dreieckigen Stehohren bei guten Windverhältnissen in der Dunkelheit bis zu 10 Kilometer weit.

Doch nicht nur Tiere, auch Menschen bewegen ihre Ohren. Das haben Wissenschaftler der Universität des Saarlandes in einer Studie herausgefunden. Eine Sensation, denn lange ging die Wissenschaft davon aus, dass der Mensch diese fossile Fähigkeit nie besaß oder im Laufe der Evolution vollständig verloren hat.

Überbleibsel unserer Vorfahren

Unsere Vorfahren lebten in der Wildnis und konnten ihre Ohren dank ausgeprägter Muskeln rund um die Ohren noch bewegen. So konnten sie ausmachen, aus welcher Richtung Gefahren drohten, sowie nach Gehör jagen. Säbelzahntiger und Mammuts sind heute Geschichte. In unserer zivilisierten Welt brauchen wir keine beweglichen Ohren mehr. Deshalb sind unsere Ohrmuskeln verkümmert und unsere Ohren unbeweglicher. Mit den Ohren wackeln Menschen aber auch heute noch, wie die Studie bewies: Die Nervenverbindungen, die wir für das Ohrenwackeln gebraucht haben, hat unser Gehirn über 25 Millionen Jahre hinweg gespeichert.

Wenn wir aktiv zuhören oder Geräusche unvermittelt auftauchen, bewegen sich unsere Ohrmuscheln auch heutzutage minimal in die entsprechende Richtung. Mit bloßem Auge ist dieses Ohrenwackeln allerdings nicht zu erkennen. Mithilfe spezieller Slow-Motion-Videoaufnahmen der Ohren ihrer Probanden und hochsensiblen Sensoren, die die elektrische Aktivität der Muskeln registrieren sollten, kamen die Forschenden der fossilen Fähigkeit jedoch auf die Spur.

360-Grad-Hören

Wir können also erkennen, aus welcher Richtung akustische Signale kommen, ohne unsere Ohren aufzustellen oder stark auf die Lärmquelle auszurichten. Diese Fähigkeit bezeichnen wir als Richtungshören, auch räumliches Hören genannt. Durch die Position der Ohren am Kopf treffen Schallwellen zuerst auf das Ohr, das der Geräuschquelle mehr zugewandt ist. Um zum weiter entfernten Ohr zu gelangen, müssen die Schallwellen zusätzlich Haut, Muskeln und Knochen an unserem Kopf durchqueren, bis sie die schallempfindlichen Bereiche des Mittel- und Innenohrs erreichen.

So entsteht eine minimale Zeitdifferenz, mit der Schall auf unsere Ohren trifft. Beim Durchqueren des Kopfes verändern sich außerdem Frequenzen. Das Gehirn registriert diesen Unterschied: Es berechnet daraus den Winkel und damit die Richtung, aus der das Geräusch kommt.

Richtungshören mit Hörgeräten

Dieser komplizierte Prozess kann schon durch eine geringe Schwerhörigkeit massiv gestört werden. Doch Hörgeräte gleichen das eingeschränkte Richtungshören mit Hilfe ihrer modernen Funktionen bestmöglich aus.

Sogenannte Richtmikrofone ermöglichen es Hörgeräten, Schall aus verschiedenen Richtungen aufzunehmen. Über wie viele Richtmikrofone ein Hörgerät verfügt, ist von dessen Ausstattung abhängig. Ähnlich wie unser Gehirn verarbeiten sie Schallwellen abhängig davon, aus welcher Richtung und zu welchem Zeitpunkt sie auf die Hörgeräte treffen. Bevor sie das eintreffende akustische Signal allerdings verstärken und an das Gehör weitergeben, filtern sie zunächst Störgeräusche wie Straßenlärm heraus.

Warum hören wir im Alter schlechter?

Der Fernseher muss lauter gedreht werden oder Gesprochenes ist schwer verständlich: Während wir im Laufe der Evolution unsere Fähigkeit, mit den Ohren zu wackeln, über Jahrtausende hinweg verloren haben, verlieren viele Menschen ihr gutes Gehör deutlich schneller. Jeder zweite Mann und jede dritte Frau und jeder zweite Mann über 65 Jahre ist schwerhörig. Schwerhörigkeit ist einerseits ein natürlicher Alterungsprozess, denn über die Jahre verschleißen die Haarzellen im Innenohr immer mehr und leiten Schallwellen nicht mehr an unser Gehirn weiter. Es gibt jedoch weitere Faktoren, die Schwerhörigkeit altersunabhängig begünstigen:

  • Erbliche Veranlagung
  • Lärmbelastung
  • Rauchen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Stoffwechselerkrankungen, zum Beispiel Diabetes

Besser hören

Die Hörgesundheit spielt eine entscheidende Rolle für ein unbeschwertes Leben mit sozialen Kontakten und emotionalem Wohlbefinden. Braucht Ihr Gehör Unterstützung, geben moderne Hörgeräte Ihnen ein großes Stück Lebensqualität zurück. Neue Technologien verhelfen Hörgeminderten zu immer besserem Hören. Je früher Sie Schwerhörigkeit behandeln lassen, desto besser stehen die Chancen, wieder normal hören zu können.

Sorgen Sie unabhängig davon, ob der Verdacht einer Schwerhörigkeit vorliegt – aber spätestens dann  – für Ihr Gehör, beispielsweise mit regelmäßigen Hörtests. Der Hörakustiker in Ihrer Nähe ist ein Experte für gutes Hören. Er berät Sie gern und hält Sie über neue Entwicklungen oder Funktionen sowie neuartige Hörgeräte auf dem Laufenden. Nutzen Sie dafür einfach unsere Hörakustikersuche.

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