Pssst, hören Sie das Elektroauto?

Pssst, hören Sie das Elektroauto?

Elektroautos sind leise. Sehr angenehm – oder nicht? Grundsätzlich schon. Doch die fast lautlose Fortbewegung kann für Fußgänger und Radfahrer gefährlich sein, besonders aber für Menschen mit Schwerhörigkeit und Blinde. Ein künstliches Warngeräusch soll deshalb vor Unfällen schützen.

Wir laufen über einen Parkplatz oder eine Straße, plötzlich sehen wir uns einem Auto unmittelbar gegenüber – wir haben es nicht kommen hören. Eine gefährliche Situation, mit der wir in Zukunft häufiger rechnen müssen: Denn es gibt immer mehr Elektro- oder Hybridautos, die sich unter anderem dadurch auszeichnen, dass sie vor allem bei langsamen Geschwindigkeiten extrem leise sind.

Akustisches Warnsystem für Elektroautos

Straßenlärm gilt als die größte Quelle von Lärm in Deutschland und belastet unser Gehör. Leise Elektrofahrzeuge schaffen Abhilfe. Gleichzeitig können sie für jeden Verkehrsteilnehmer zu Fuß oder auf dem Rad gefährlich werden – vor allem für Menschen mit Schwerhörigkeit oder mit eingeschränktem Sehvermögen. Seit Juli 2019 sind deshalb akustische Warnsysteme für neue Elektroautos Pflicht: Bis zu einem Tempo von 20 km/h sowie beim Rückwärtsfahren müssen sie ein künstliches Warngeräusch erzeugen. Dieser Warngeräuschgenerator (Acoustic Vehicle Alerting Systems, AVAS) soll Fußgänger und Radfahrer, vor allem aber Blinde und Menschen mit Schwerhörigkeit vor dem bisher kaum wahrnehmbaren Verkehr schützen. Bei höheren Geschwindigkeiten sind das Geräusch der Reifen auf der Straße und das Windgeräusch laut genug.

Hersteller entscheiden dabei selbst, wie ihre Autos klingen. Zu alltäglich, unauffällig oder außergewöhnlich darf das künstliche Warngeräusch allerdings nicht sein: Die Töne des akustischen Warnsystems für Elektroautos müssen den gewohnten Geräuschen eines Verbrennungsmotors ähneln und eine bestimmte Lautstärke erreichen.

Sound Engineering: So entstehen Geräusche

Ideale künstliche Warngeräusch entstehen durch Sound Engineering. Dabei basteln Komponisten, Musiker, Ingenieure und Designer an den akustischen Warnsystemen für Elektroautos. Sie verpassen ihnen einen möglichst angenehmen und gleichzeitig markentypischen Klang. Zuerst benötigen sie ein Basisgeräusch, etwa eines aus digitalen Synthesizern. Manchmal greifen die Tüftler auch zu echten Musikinstrumenten oder Alltagsgegenständen. Ein Computer produziert anschließend das künstliche Warngeräusch. Die Sound Engineers testen es am Auto in verschiedenen Geschwindigkeiten und verfeinern es so lange, bis es gefällt.

Die Basis des künstlichen Warngeräuschs ist ein Grundgeräusch mit einer bestimmten Klangfarbe und einer bestimmten Tonhöhe. Diese liegt aus zwei Gründen meist im mittleren Frequenzbereich: Tiefe Frequenzen hören wir zum einen über weniger große Entfernungen. Zudem nehmen ältere Menschen oder Menschen mit Schwerhörigkeit hohe Frequenzen nur schlecht wahr. Neben dem Frequenzbereich und der Klangfarbe gibt es einige Merkmale, die beim Sounddesign für Autos besonders wichtig sind, zum Beispiel die Rauigkeit: Je nachdem, wie schnell sich die Lautstärke des Tons ändert, lässt sie Fahrzeuge mehr oder weniger sportlich klingen.

Wie klingt Frische?

Auch in der Lebensmittelindustrie geht es um den perfekten Klang. Das Knistern der Schokoladenverpackung, das Krachen der Kartoffelchips oder das Knacken eines Gurkenglases sind kein Zufall. Da sich gleiche Lebensmittel immer ähnlicher werden, lassen sich Hersteller andere Strategien einfallen, um sich von Wettbewerbern zu unterscheiden. Eine davon: Klang. Denn was unterschiedlich klingt, schmeckt für uns tatsächlich verschieden.

Die kreative Arbeit mit Geräuschen und Klängen nennt man Sounddesign (dt. Tongestaltung). Dabei geht es darum, Geräusche, Soundeffekte oder Musik zu gestalten, zu mischen, nachzubessern oder abzustimmen. Ganze Abteilungen mit Sounddesignern beschäftigen sich damit, wie Knackigkeit oder Frische klingen.

Tonhöhen und Lautstärken

Luftdruckschwingungen und Wellen nehmen wir als Geräusche wahr. Die Frequenz bezeichnet die Anzahl der Schwingungen pro Sekunde. Sie wird in Hertz (Hz) angegeben. Je schneller die Schwingung, desto höher die Frequenz und desto höher nehmen wir den Ton wahr. Der Hörbereich des Menschen liegt zwischen 20 Hz und 20.000 Hz. Mit zunehmendem Lebensalter sinkt die Obergrenze auf 10.000 Hz und weniger. Mit regelmäßigen Hörtests erkennen Sie diesen Verlust rechtzeitig und moderne Hörgeräte helfen, ihm entgegenzuwirken.

Abhängig von der Stärke, mit der die Schwingungen als Schallwellen auf unser Trommelfell treffen, hören wir Töne laut oder leise. Die Lautstärke wird in Dezibel (dB) angegeben. Zum Vergleich:

  • Blätter rascheln bei etwa 20-35 dB.
  • Wir sprechen mit ca. 50 dB.
  • Ab 85 dB sind Geräusche Lärm, der das Gehör auf Dauer schädigen kann.
  • Geräusche ab 120 dB schmerzen im Gehör und führen zu bleibenden Hörschädigungen und Schwerhörigkeit.

Weniger Lärm

Elektroautos verursachen auch mit künstlichem Warngeräusch weniger Lärm als Verbrenner. Ein Elektrofahrzeug muss bei einer Geschwindigkeit von 10 km/h ein 50 Dezibel lautes Geräusch erzeugen. Bei 20 km/h sind mindestens 56 Dezibel vorgeschrieben. Ein PKW mit Verbrennungsmotor hingegen verursacht laut der Deutschen Gesellschaft für Akustik beim langsamen Vorbeifahren einen Durchschnittswert zwischen 70 und 90 Dezibel.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie sich im Straßenverkehr nur schwer orientieren können? Dann ist ein Hörtest beim Hörakustiker in Ihrer Nähe oder der Besuch beim Hals-Nasen-Ohrenarzt Ihres Vertrauens ein wichtiger Schritt. Die Experten für gutes Hören können herausfinden, ob eine Schwerhörigkeit oder andere Probleme mit dem Gehör vorliegen. Dank moderner Hörgeräte können Sie sich im Straßenverkehr wieder sicher fortbewegen und Ihre gesamte Umgebung ohne Einschränkungen wahrnehmen – ganz nach dem Motto „Ohren auf im Straßenverkehr“.

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