Im OP mit Hörimplantat

Im OP mit Hörimplantat

Mein Cochlea-Implantat ist Teil meines Lebens geworden“, sagt Assistenzarzt Nicolas. Wie ein Arzt mit Cochlea-Implantat (CI) arbeitet und warum eine frühzeitige Implantation sinnvoll ist.

Als Jugendlicher erlitt Nicolas aus Berlin einen einseitigen Hörverlust. „Als ich 15 Jahre alt war, wachte ich eines Morgens auf und musste feststellen, dass ich auf meinem rechten Ohr so schlecht hörte, als stünde ich hinter einer schalldichten Wand. Sofort suchte ich einen HNO-Arzt auf. Dann folgte das volle Programm: HNO-Klinik, Cortisontherapie, Operation am Innenohr, konventionelles Hörgerät.“ Später erhielt Nicolas ein spezielles CROS Hörgerät, das räumliches Hören trotz einseitiger Taubheit ermöglichen kann. Hörer und Mikrofon werden hierbei entkoppelt und an unterschiedlichen Orten platziert. So kann der Schall an einem Ohr aufgenommen und an das andere Ohr weitergeleitet werden. Sehr bald empfahlen die Ärzte Nicolas wegen seiner einseitigen Taubheit eine Cochlea-Implantation. Es folgten mehrere ausführliche Beratungen. Doch fast zehn Jahre zögerte Nicolas die Versorgung seines rechten Ohres mit einem Cochlea-Implantat hinaus.

Für wen sind Cochlea-Implantate geeignet?

Schon kleine Kinder, Erwachsene und auch Senioren profitieren von Hörimplantaten.

Cochlea-Implantate eignen sich für:

  • gehörlos geborene oder früh ertaubte Kinder
  • hochgradig schwerhörige Kinder
  • Erwachsene mit hochgradigem Hörverlust oder Ertaubung auf einem oder beiden Ohren
  • Menschen, die auch mit einem optimal angepassten Hörgerät kein ausreichendes Sprachverständnis mehr erzielen

Eine wesentliche Voraussetzung für ein Cochlea-Implantat ist ein funktionsfähiger Hörnerv. Die Patienten sollten außerdem eine Motivation zum Hörtraining und die Bereitschaft zur regelmäßigen Nachsorge mitbringen.

Mut für die CI-Implantation

Die Erwartungshaltung von Nicolas war, dass er mit dem CI höchstens Geräusche hören könnte. Ein Grund, warum er die CI-Implantation vor sich herschob. Schließlich kamen entscheidende Impulse von seiner Freundin. Sie machte ihm Mut und nahm ihm die Angst vor der CI-Operation.

Vor einer CI-Operation finden umfangreiche Voruntersuchungen und Beratungen statt. Dazu gehört auch eine Computertomografie, um den Zustand der Hörschnecke zu ermitteln. Während der in der Regel ein- bis dreistündigen OP wird das Implantat mit dem Elektrodenträger in Vollnarkose eingesetzt. Für diesen Routineeingriff setzt man hinter der Ohrmuschel und ein kleines Stück oberhalb einen Hautschnitt und führt dann das Implantat minimal-invasiv ein. Anschließend wird meist eine Vertiefung in den Knochen gefräst und in diese das Elektronikteil des CI platziert. Nun wird ein Zugang zum Mittelohr angelegt, um die Elektrode in die Hörschnecke einzuführen. Als letzten Schritt der CI-Operation führen die Ärzte eine Überprüfung des Cochlea-Implantats durch und stimulieren erstmals den Hörnerv.

Etwa vier bis sechs Wochen nach der Operation aktivieren CI-Techniker den Audioprozessor des Cochlea-Implantats zum ersten Mal. Die Patienten erfahren dann die ersten Höreindrücke. Das folgende ambulante oder stationäre Hörtraining schult das Hören mit CI und ist oft ein wesentlicher Schritt für den Hörerfolg.

Ein Arzt mit Cochlea-Implantat

Die Erwartungen von Nicolas wurden erfreulicherweise bei Weitem übertroffen. Sein räumliches Hörvermögen hat sich durch das CI sehr verbessert. Ein großer Vorteil im Alltag und insbesondere in seinem Beruf als Assistenzarzt für Unfallchirurgie und Orthopädie. „Ich bin vor allem im Operationssaal darauf angewiesen, von beiden Seiten ansprechbar zu sein und zuhören zu können, ohne den Kopf zu wenden. Das gelingt mir mit meinem Cochlea-Implantat jetzt deutlich besser“, sagt er. „Auch das Verstehen von Sprache in lauter Umgebung, oder wenn ich von rechts angesprochen werde, klappt viel leichter.“ Er kann nicht nur Podcasts hören, die er direkt in seinen CI-Audioprozessor streamt. Nicolas hat einen eigenen Podcast. Im „Sprechzimmer“ dreht sich alles um das Gesundheitswesen aus der Sicht junger Mediziner.

Nicolas-Conze-Podcast

„Mit selbständigem Hörtraining und Zielstrebigkeit kann ich persönlich sehr viel zu meinem Erfolg beitragen. Mein CI ist Teil meines Lebens geworden. Ich möchte es nicht missen“, sagt der Assistenzarzt Nicolas. „Mein Hörverlust stellt für mich heute kein Hindernis mehr dar, meine beruflichen oder persönlichen Ziele zu verfolgen und zu erreichen.“ In seiner Freizeit trifft der Arzt mit Cochlea-Implantat gerne Freunde, treibt Sport und segelt, liebt das Reisen, produziert Podcasts und hört und Musik.

Ein Rat für potenzielle CI-Träger

Nicolas möchte alle Menschen in einer ähnlichen Situation ermutigen, CIs oder andere Hörimplantate zu nutzen. Zwar sei das Leben beispielsweise mit einem einzigen Ohr möglich, aber der Arzt mit Cochlea-Implantat ist sich sicher: „Ein Cochlea-Implantat bringt viel zusätzliche Lebensqualität und Freude an der Kommunikation zurück.“ Er habe selbst zu lange gezögert. Seine Sorgen vor den Operationsrisiken und dem Tragen eines Audioprozessors seien jedoch unbegründet gewesen.

Lesen Sie hier auch über eine HNO-Ärztin mit Cochlea-Implantaten, die das Leben ihrer Patienten mit Schwerhörigkeit aus eigener Erfahrung kennt.

Die Geschichte des Cochlea-Implantats

Das Cochlea-Implantat (CI) schreibt eine weltweite Erfolgsgeschichte: In Europa können nach Angaben der European Association of Cochlear Implant Users (EURO-CIU) mehr als 150.000 Patienten mit Schwerhörigkeit dank des technischen Wunderwerks wieder hören. Die Behandlung mit Hörimplantaten hat sich längst etabliert. Wir beleuchten die Geschichte des Cochlea-Implantats.

10 Mythen über Hörimplantate, die Sie getrost vergessen können

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Offen mit Schwerhörigkeit und Implantaten umgehen

Die Schwerhörigkeit zu verbergen, findet Stefanie aus Berlin albern. Sie lässt Freunde ihr neues Ohr, den Audioprozessor ihres Mittelohrimplantats, sogar anfassen und selbst ausprobieren, wie der Magnet funktioniert.

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