Hörstress wird als Ursache für Erschöpfung unterschätzt

Hörstress wird als Ursache für Erschöpfung unterschätzt

Permanente Hörbelastung macht müde und laugt aus

Deutschland klagt über Erschöpfung im Alltag, vernachlässigt aber das eigene Gehör als Ursache. Dr. rer. nat. Juliane Dettling-Papargyris, Leiterin des terzo-Instituts für angewandte Gehörforschung, erläutert Ihnen in einem Interview, warum Erschöpfung auch von unseren Ohren kommt, welche Rolle Hörstress spielt und wie man auf sein eigenes Gehör achten kann.

Geräusche und Hörstress können ermüden – sowohl das gesunde als auch das eingeschränkte Gehör. Ein regelmäßiger Hörtest ist daher in jedem Alter sinnvoll. Eine Gehörtherapie kann bei eingeschränkter Hörfähigkeit helfen – und damit Ermüdung im Alltag reduzieren. Eine aktuelle Umfrage* zum Thema Hörstress liefert dazu interessante Ergebnisse – wir haben mit Dr. rer. nat. Juliane Dettling-Papargyris, Leiterin des terzo-Instituts, darüber gesprochen.

Lärm und ständige Umgebungsgeräusche ermüden unser Gehör – und sorgen für Stress

Frau Dr. Dettling-Papargyris, in einer aktuellen Befragung hat terzo untersucht, was Deutschland müde macht und was Hörstress damit zu tun hat. Können Sie uns die wichtigsten Ergebnisse erläutern?

Unsere Umfrage zeigt, dass die Hälfte der Deutschen Ermüdung im Alltag schlicht auf Stress im Beruf zurückführt. Fast 10 Prozent geben Stress in der Freizeit an, etwa 20 Prozent nennen laute oder ständige Umgebungsgeräusche als Ursache. Schaut man sich aber die konkreten Faktoren an, stehen fast alle genannten Aspekte im Zusammenhang mit dem Hören: So nennen nahezu 30 Prozent aller Umfrageteilnehmer permanente Umgebungsgeräusche als Grund für Ermüdung, etwas mehr als 17 Prozent Lärm und fast 12 Prozent ein ständig klingelndes Telefon. Oft liegt hier der wahre Grund.

Lärm und Umgebungsgeräusche sind also Auslöser für Ermüdung. Welche Rolle spielt das Gehör dabei?

Unser Gehör ist ständig aktiv – auch wenn wir schlafen. Daher kann es durchaus erschöpfen, denn die permanente Verarbeitung der Hörinformation beansprucht unser Gehirn sehr. Prasseln zu viele Informationen auf unser Gehör ein, ist irgendwann eine Grenze erreicht. Es entsteht Hörstress. Das passiert noch schneller, wenn das Gehör nur noch vermindert funktioniert. Die Betroffenen haben dann in der Regel ein hohes Bedürfnis nach Ruhe. Wie unsere Umfrage belegt, haben sich bereits mehr als 40 Prozent aller Befragten schon einmal durch ein überfordertes Gehör erschöpft gefühlt. Und das sind nur diejenigen, denen das bewusst ist. In vielen Fällen wird, wie vorhin skizziert, die richtige Ursache nicht erkannt.

Auswirkung von Lärm wird unterschätzt, die Ursache von Hörstress oft nicht erkannt

Unterschätzen die Menschen die Auswirkungen von Lärm und Umgebungsgeräuschen auf das eigene Gehör?

Ja, das legen die Ergebnisse nahe. Zwar geben fast ein Drittel der Befragten zu viele Umgebungsgeräusche als Grund dafür an, dass das Gehör Geräusche nicht mehr richtig verarbeitet. Und 70 Prozent glauben, dass eingeschränktes Hören müde macht. Allerdings halten sie sich nicht für selbst betroffen und führen ihre eigene Erschöpfung bzw. Müdigkeit nicht darauf zurück. Das liegt wahrscheinlich daran, dass eine Hörminderung oft schleichend einsetzt.

Sie sprechen von Hörstress. Wie äußert sich dieser und wer ist gefährdet?

Hörstress kann jeden treffen. Darunter wird die Anstrengung als Folge davon verstanden, dass das Gehör Geräusche nicht mehr richtig verarbeiten kann. Der Stress für unser Gehirn ermüdet uns. Betroffene fühlen sich erschöpft und ausgelaugt. Wer häufiger ein solches Gefühl hat, sollte sich darüber bewusst sein, dass nicht nur eine hohe Arbeitsbelastung Auslöser sein kann, sondern auch ein eingeschränktes Gehör. Deshalb macht es durchaus Sinn, regelmäßig einen Hörtest zu machen, um eine abnehmende Hörleistung als Ursache für ständigen Hörstress auszuschließen.

Regelmäßige Hörtests beugen vor, Hörgeräte und Hörtraining unterstützen

Kann ein Hörgerät helfen, Hörstress zu verringern?

Ja, denn eine verminderte Hörfähigkeit führt dazu, dass Hörstress schneller auftritt. Die Hörfähigkeit sinkt aufgrund einer eingeschränkten Verarbeitung von Tönen oftmals schleichend. Ursache ist die abnehmende Sensibilität der sogenannten Hörfilter. Diese ermöglichen ein bewusstes und unbewusstes Hinhören. Sind sie eingeschränkt, wirken Hintergrundgeräusche viel lauter, das eigentlich wichtige lässt sich viel schwieriger ausmachen. So müssen sich die Betroffenen noch mehr anstrengen, um beispielsweise einem Gespräch konzentriert zu folgen. Mit einer Gehörtherapie und angepassten Hörgeräten lässt sich dem entgegenwirken. Dabei wird die Hörfilterfunktion bewusst trainiert, bevor die Hörgeräte eingestellt werden.

Sind Menschen mit Hörgeräten sensibilisierter, wenn es um das Thema Ermüdung und Lärm geht?

Einige. Unsere Umfrage hat ergeben, dass 34 Prozent der Hörgeräteträger sicher sind, dass eingeschränktes Hören auf jeden Fall ermüdet. Dem stehen rund 25 Prozent bei den Befragten ohne Hörgerät gegenüber. Sonst äußern sich die Gruppen ähnlich – das zeigt, dass Hörgeräte allein nicht den Unterschied machen, sondern der bewusste, informierte Umgang; und dass auch Hörgeräteträger noch Informationsbedarf haben.

Wichtig: Auf das Gehör achten und langanhaltende Hörfähigkeit genießen

Wie schützen Sie sich selbst vor zu viel Lärm? Wie kann jeder einzelne auf sein Gehör besser achtgeben?

Ganz wichtig ist es, dass man sein Gehör präventiv vor Lärm schützt. Das heißt zum Beispiel, dass man in bestimmten Situationen einen Gehörschutz tragen sollte. Liegt bereits ein Hörverlust vor, ist schnelles Handeln gefragt, bevor das Gehör immer weiter nachlässt. Denn andernfalls leidet auch die Hörverarbeitung immer mehr. Generell empfiehlt es sich, unabhängig vom Alter regelmäßig einen Hörtest zu machen, um ein besseres Gefühl für sein Gehör zu bekommen.

 

*Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat im Auftrag des terzo-Instituts vom 4. bis 19. Dezember 2017 5.028 Deutsche zum Thema Hörstress befragt.

Eine Umfrage belegt, dass viele Menschen bereits erkannt haben, wie wichtig es ist, regelmäßig einen Hörtest zu machen – 71 Prozent der befragten Bundesbürger haben ihr Gehör bereits testen lassen. Wie ist es bei Ihnen, wann war Ihr letzter Hörtest? Finden Sie hier auf der Plattform einen Hörakustiker oder HNO-Arzt direkt in Ihrer Nähe – und zögern Sie nicht, sich um Ihr Gehör zu sorgen.

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