Volkskrankheit Tinnitus

Volkskrankheit Tinnitus

Rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter chronischem Tinnitus. Wie kann man diese Volkskrankheit behandeln und was können Hörsysteme bei Tinnitus bewirken?

Hörsysteme helfen gegen Tinnitus

Wenn das Ohr unangenehme Geräusche erzeugt, schaffen Hörsysteme in vielen Fällen Abhilfe. Am Tinnituszentrum der Berliner Charité arbeiten verschiedene Experten interdisziplinär zusammen, um Tinnituspatienten mit einem ganzheitlichen Therapieprogramm zu helfen.  Ärzte aus den Bereichen HNO-Heilkunde, Innere Medizin, Psychosomatik und Psychologie sind dazu gemeinsam mit Hör- und Physiotherapeuten sowie Hörakustikern im Einsatz. Ein Ansatz sind Hörsysteme bei Tinnitus, die gegen die Töne im Ohr helfen.

Was ist ein Tinnitus?

Tinnitus ist der lateinische Begriff für „Klingeln“. Das Geräusch, das man bei einem Tinnitus wahrnimmt, kann aber auch ein Pfeifen, Summen, Brummen, Rauschen, Klicken oder Klopfen sein. Es kann in einem oder beiden Ohren zu hören sein.

Neben Stress und durch bestimmte Medikamenten entstehen die unangenehmen Ohrgeräusche auch durch physische Einwirkungen, zum Beispiel einen Fremdkörper im Ohr, oder virale und bakterielle Infekte. Doch auch ein Hörsturz oder Altersschwerhörigkeit können einen Tinnitus auslösen.

In der Tat ist Tinnitus zu einer Volkskrankheit geworden. Die Ursachen sind höchst unterschiedlich. Durch genaues Untersuchen und Befragen und anschließende differenzierte Hörtests klärt ein HNO-Arzt ab, ob das Problem innerhalb oder außerhalb des Ohres liegt.

In jedem Fall gilt: Je früher man sich in Behandlung begibt, desto geringer ist die Gefahr, dass Ohrgeräusche chronisch werden. Ein Tinnitus muss kein unabänderliches Schicksal sein.

Wie sieht die Behandlung eines Tinnitus aus?

Die Behandlungsmöglichkeiten sind so vielfältig wie die Ursachen und reichen von der individuellen Hörgeräteanpassung bis hin zur Psychotherapie.

Ein akuter Tinnitus, der oft mit einer plötzlichen Hörminderung auftritt, sollte wie ein Hörsturz behandelt werden. Der HNO-Arzt nutzt dazu oft eine Kortisonbehandlung. Außerdem sollten Schädigungen des Hörnervs als mögliche Tinnitus-Ursache ausgeschlossen werden.

Dauern die Ohrgeräusche über einen Zeitraum von mehreren Monaten an, spricht man von einem chronischen Tinnitus. Gute Ergebnisse werden hier in vielen Fällen durch Hörsysteme erzielt. Denn damit können Menschen mit Hörverlust möglicherweise fehlende Geräusche hören. Dadurch lässt sich das Tinnitus-Geräusch effektiv überdecken und der Fokus entfernen. Wenn Sie alles hören können, was um Sie herum vor sich geht, kann dies oft zu einer Linderung des internen Tinnitus-Geräuschs führen.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind:

  • Klangtherapie mit Hörgeräten: Hörgeräte für Tinnitus können so programmiert werden, dass der interne Klang vom Tinnitus kontrastiert wird. Durch das Erhöhen des externen Geräusches wird es schwieriger, die internen Geräusche wahrzunehmen, und das Gehirn kann sich auf äußere Geräusche konzentrieren. Die positiven Auswirkungen von Hörgeräten auf den Tinnitus sind besonders stark bei Menschen, die einen Hörverlust im gleichen Frequenzbereich wie ihren Tinnitus haben.
  • Hörstimulation: Auch eine akustische Stimulation kann für kurze Zeit eine Linderung des Tinnitus bewirken. Dazu können eine Vielzahl von Klängen verwendet werden, einschließlich Musik mit verschiedenen Filterarten, amplitudenmodulierten Klängen mit verschiedenen Frequenzen oder verschiedenen Geräuschstimulationen.
  • Meditation, Entspannungsübungen und Stressmanagement: Solche Übungen, die beispielsweise online verfügbar sind und sich auch direkt via Bluetooth über Ihre Hörsysteme einspielen lassen, können den Tinnitus lindern. Wer keine Hörgeräte mit Bluetooth-Technologie besitzt, kann diese Übungen auch über das Smartphone oder Tablet empfangen.

Eine ausreichende Entspannung ist in jeder Erkrankungsphase sehr wichtig für Tinnitus-Patienten. Auf diese Weise lässt sich die zu starke Konzentration auf das quälende Geräusch vermindern. Mit einer Reihe verschiedener Techniken können Betroffene Entspannungsfähigkeit erlernen. Hierzu gehören beispielsweise Autogenes Training, Biofeedback sowie die progressive Muskelrelaxation.

Verbesserte Kommunikation

Lauter Tinnitus kann die Teilnahme an Gesprächen erschweren. Hörsysteme bei Tinnitus helfen, indem sie den externen Klang über die wahrgenommene Lautstärke von Tinnitus steigern. Die Verbesserung der Kommunikation mit der eigenen Umgebung kann dazu beitragen, Stress- und Angstsymptome zu reduzieren, die häufig mit Erschöpfung des Gehörs verbunden sind. Bei einem hochgradigen Hörverlust ist der Einsatz eines Cochlea-Implantats empfohlen. Ebenso wie ein Hörgerät bei Tinnitus hilft das Hören mit dem Implantat oftmals, die quälenden Ohrengeräusche zu überdecken.

Das könnte Sie auch interessieren

Ein Musiker, der durch Knochenleitung hört

Markus Zoitl baut und stimmt Orgeln. Seine Ohren sind sein wichtigstes Handwerkszeug. Als er einen plötzlichen Hörverlust mit Tinnitus erlitt, stand seine Existenz auf dem Spiel. Lesen Sie, wie er heute mit dem Schädelknochen hört.

So könnte Tinnitus entstehen

Die Ursachen von Tinnitus sind noch immer unklar. Mit einem neuen Modell sorgen Forscher nun für ein besseres Verständnis, das gleichzeitig neue Behandlungsstrategien möglich macht.

Migräne und Tinnitus

Sehstörungen sind zu Beginn einer Migräneattacke eine bekannte Begleiterscheinung. Was kaum jemand weiß: Auch Ohrgeräusche und Hörverlust können damit einhergehen.

Hörtest
Ein Hörtest ist die ideale Vorsorge und schafft Sicherheit.
Akustikersuche
Ein Hörakustiker berät Sie kompetent und kostenfrei.
Arztsuche
Finden Sie einen HNO-Arzt in Ihrer Nähe.
 

Diese Seite teilen:
Hörtest

Hörgeräte Beratung

Akustiker Suche

Videos
Newsletter-Anmeldung Newsletter-Anmeldung Willkommens-Geschenk: gratis eBook