Viel um die Ohren

Viel um die Ohren

„Die Ohren steif halten“: Was wollen uns solche Formulierungen sagen und wer hat sich das ausgedacht?

Viel um die Ohren. Jeder kennt sie – Redewendung rund um unser Hörorgan. Fast täglich verwenden wir solche Formulierungen. Aber woher stammen die teils komischen Phrasen, die uns bei direkter Versinnbildlichung schräge Bilder in den Kopf zaubern? Wir bringen Licht ins Dunkle und erklären deutsche Redewendungen.

Ursprünge von Redensarten liegen meist viele hundert Jahre in der Vergangenheit

Im deutschen Sprachgebrauch gibt es historisch bis heute hunderte Redewendung. Zahlreiche davon beschäftigen sich mit den Ohren. Ein Grund für uns die geflügelten Worte mal näher unter die Lupe zu nehmen. Viele deutsche Redewendungen haben ihren Ursprung bereits im Mittelalter und hatten früher eine ganz andere Bedeutung. Andere Floskeln kommen aus dem Tierreich.

Die 6 bekanntesten Redewendungen und Phrasen rund um unsere Ohren

1- „Die Ohren steif halten“

„Halt die Ohren steif – das wird schon!“ Diese Floskel hört man oft, wenn man sich zusammenreißen und nicht den Mut verlieren soll. Beispielsweise nach Rückschlägen, oder vor wichtigen Herausforderungen und Prüfungen. Wird dann geraten, “die Ohren steif zu halten“, dann bedeutet das, aufmerksam, zuversichtlich und munter zu sein und sich von nichts und niemandem unterkriegen zu lassen. Diese Redewendung kommt aus dem Tierreich. Wenn Hunde oder Pferde aufmerksam sind, dann halten sie ihre Ohren steif: Sie stellen die Lauscher auf und “spitzen” sie regelrecht. Lassen sie die Ohren aber herabhängen, sind sie müde oder unaufmerksam. Auch wenn Menschen ihre Ohren nicht spitzen können, wurde diese Eigenschaft in der Redewendung übertragen.

Die gleiche Herkunft hat auch die Redewendung „die Ohren spitzen“. Hierbei geht es allerdings darum, besonders aufmerksam zu sein und sich auf das Gesagte zu konzentrieren.

2- Es „faustdick hinter den Ohren haben“

Diese Phrase geht auf einen alten Volksglauben und eine Art volkstümliche “Schädellehre” zurück. Wenn es jemand “faustdick hinter den Ohren hat”, meint das den Schalk, der hinter den Ohren, oder bekanntermaßen auch im Nacken sitzt. Dieser Schalk bezieht sich auf die dort liegenden Knochenwülste. Im Mittelalter glaubte man, dass die Verschlagenheit in diesen Knochen wohnt. Ein großer Knochenwulst zeigt eine große Verschlagenheit an, getarnt aber durch die Ohren.

3- Sich etwas „Hinter die Ohren schreiben“

Die Aufforderung sich etwas hinter die Ohren oder gar hinter die „Löffel“ zu schreiben, geht auf einen uralten Rechtsbrauch zurück: Im frühen Mittelalter nahm man bei wichtigen Verhandlungen oder neuen Regelungen, wie z.B. der Festlegung von Grenzen, die Kinder der Verhandlungspartner dazu. Dies tat man auch teilweise gerne an den Ohren – daher die Formulierung “einen Zeugen hinzuziehen“. Sie sollten notfalls noch in der nächsten Generation als lebende Zeugen aussagen können.

Um die genaue Lage der Grenzpunkte nicht zu vergessen, empfingen die Kleinen an jedem Punkt ein paar Ohrfeigen. Man “schrieb” ihnen also die Position der Grenzpunkte hinter die Ohren. Dieser merkwürdige Brauch soll in Bayern noch im 18. Jahrhunderts praktiziert worden sein. Sogar noch im 19. Jahrhundert nahm man in Schwaben bei der jährlichen Feldbegehung Knaben mit, denen man an relevanten Grenzpunkten einen Satz Ohrfeigen verabreichte, damit sie sich lange an die Dorfgrenzen erinnern sollten.

Auch angehende Ritter wurden beim Ritterschlag geohrfeigt, damit sie sich lange an ihre bei der Zeremonie abgelegten Gelübde erinnern. So genannte „mnemotechnischen Ohrfeigen“ waren als Merkhilfen im Mittelalter verbreitet.

Heutzutage wird die Aufforderung, man solle sich etwas hinter die Ohren schreiben, eher im Zusammenhang mit einer Standpauke verwendet. Das Motto ist auch hier: Merk dir das endgültig!

4- Viel „um die Ohren haben“

Wenn man umgangssprachlich zu „viel um die Ohren hat“, kommt man zu nichts und ist oft gestresst. Diese Redensart scheint sich im Ursprung auf Arbeitslärm oder Stimmengewirr bezogen zu haben. Ein früher Beleg findet sich in einem alten Wörterbuch Deutsch-Schwedisch von 1814 wieder. Im heutigen Gebrauch bedeutet diese Redewendung viel Arbeit zu haben und sich um viele Dinge gleichzeitig kümmern zu müssen.

5- „Bis über beide Ohren verliebt sein“

Wer sich leidenschaftlich verliebt hat, ist „über beide Ohren verliebt“. Dieser Ausdruck findet sich historisch auch in einigen anderen Redensarten und bedeutet immer etwas wie „tief“ oder „vollständig“. Deshalb kann man auch bis über beide Ohren in Schulden stecken. Das wurzelt – wie im Ausdruck „bis zum Hals“ – in der Vorstellung eines Ertrinkenden, der vollständig, also bis über die Ohren, im Wasser eingetaucht ist.

Bereits um 1500 kamen solche Aussagen vor. Damals meist in negativem Zusammenhang. Erst im 17. Jahrhundert kommen positive Varianten dazu. So tauchen Varianten des über beide Ohren verliebt sein in den Werken der Romantiker E.T.A. Hoffmann oder Joseph von Eichendorff auf.

6- Noch „grün hinter den Ohren sein“

Diese Redensart ist zwar noch immer gebräuchlich, dennoch lässt sich deren Herkunft nicht eindeutig bestimmen. Wahrscheinlich bezieht sich diese Aussage darauf, dass unreifes und noch junges Obst meist eine grünliche Färbung aufweist. In Ausdrücken wie „Grünschnabel“ findet sich diese Bedeutungszusammenhang auch wieder. Man gibt seinem Gegenüber damit zu verstehen, dass ihm oder ihr die nötige Erfahrung fehlt. Das Thema mit den Ohren könnte im Zusammenhang mit der Variante „noch feucht hinter den Ohren“ stehen und seinen Ursprung im Kreißsaal haben. Unmittelbar nach der Geburt wird das Baby getrocknet. Dabei wird gelegentlich der Bereich hinter den Ohren vergessen. Im Laufe der Zeit könnten sich die Redewendungen vermischt haben.

Die Beispiele zeigen, wie tief verwurzelt Ohren und Hörsinn in unserer Alltagssprache sind. Kein Wunder, sind sie doch unsere Tore zu Mitmenschen und Umwelt. Daher ist es wichtig, regelmäßig – mindestens alle zwei Jahre – einen Hörtest zu machen, um zu überprüfen, ob mit dem Hören noch alles in Ordnung ist. Besonders ab einem Alter von 50 Jahren, wenn unser Gehör, oft schleichend, nachlässt. Hörtests werden kostenlos von Hörakustikern oder HNO-Ärzten in Ihrer Nähe angeboten. Also schreiben Sie sich bitte hinter die Ohren: Regelmäßig einen Hörtest machen.

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