Bei Schwerhörigkeit gibt es kein einziges gutes Argument zu warten

Bei Schwerhörigkeit gibt es kein einziges gutes Argument zu warten

Der 45-jährige Markus saniert Aufzugsanlagen und ist viel unterwegs. Er trägt seit zehn Jahren Hörsysteme – Diagnose: Hörbeeinträchtigung durch Tinnitus. Seine Reise zurück zum guten Hören ist so individuell wie spannend. Als Hörbotschafter der Kampagne „Das Leben gehört gehört!“ hat er uns seine Geschichte im Interview erzählt.

Markus, wir freuen uns sehr, dass Sie Hörbotschafter unserer Kampagne „Das Leben gehört gehört!“ sind. Wann haben Sie zum ersten Mal bemerkt, dass Ihr Hörvermögen beeinträchtigt ist?

Mit Mitte 30 kam bei mir leider ein familiäres Erbe zum Tragen: eine Hörbeeinträchtigung durch Tinnitus. Ein Prozess, der sich für mich schleichend und zunächst unbemerkt entwickelte. Klar, ich bemerkte natürlich, dass da ein Rauschen und Fiepen ist. Wie schlecht ich aber in Wirklichkeit hörte, habe ich, wenn ich ehrlich bin, erst beim Hörtest so richtig realisiert.

Wie hat der Tinnitus Ihr Hörvermögen rückblickend beeinflusst?

Mir fallen viele Momente ein, in denen mir eigentlich selbst hätte auffallen müssen, dass etwas nicht stimmt. Ich musste oft in Kundengesprächen nachfragen, weil ich etwas nicht verstanden hatte. Den Fernseher oder das Radiohabe ich peu à peu immer lauter drehen müssen – so laut, dass es für meine Umgebung im besten Sinne irgendwann ohrenbetäubend war. Vor allem Frauenstimmen und die höheren Tonlagen waren schwierig und eine echte Herausforderung. Als irgendwann ein Kumpel schwärmte, wie schön das Vogelgezwitscher bei mir im Garten ist, merkte ich: ‚Ich höre da wirklich gar nichts!‘ Das war so ein Moment, in dem mir klar wurde, dass etwas passieren muss. Ich brauche, ich möchte eine Lösung. Für mich, aber auch für mein Umfeld.

Welchen Weg haben Sie dann beschritten?

Zunächst habe ich einen Hörtest beim HNO-Arzt gemacht. Dieser war ein Mix aus niederschmetternd und funny. Ich habe im Test, wenn überhaupt, nur jedes dritte Wort verstanden und mir sehr kreativ etwas zusammengereimt, was ich meinte verstanden zu haben. Die Arzthelferin musste ein paar Mal echt schmunzeln. Das Ergebnis war echt krass. Mir war, ganz ehrlich, gar nicht klar, wie schlecht ich wirklich höre: links hatte ich 40 Prozent Hörverlust, rechts sogar zwischen 60  und 70 Prozent. Kein Wunder, dass ich meinen damaligen Partner vor allem beim Autofahren auf die Palme gebracht habe, weil er gefühlt alles hundert Mal wiederholen musste. Und das einfach aus dem Grund, weil er eben für mich als Fahrer auf meiner ‚schlechten‘ Seite saß.

Wie ging es dann weiter?

Mit dem Ergebnis des HNO-Arztes habe ich dann eine Hörakustikerin aufgesucht. Ich habe sie über eine Google-Suche und über die Suchmaske auf Ihr-Hörgerät.de direkt in meiner Nähe gefunden. Sie war einfach Gold wert und vor allem unglaublich geduldig. Sie hat viel nachgefragt, mir genau zugehört, wie ich durchs Leben gehe, was ich brauche, was mir wichtig ist. Anschließend hat sie mir bestimmt vier unterschiedliche Hörgerätmodelle über einen längeren Zeitraum zur Verfügung gestellt, damit ich sie unter allen Bedingungen testen konnte: Im Kino, im Restaurant, bei meiner Arbeit, bei der es verschiedenste Klang-Raum-Bedingungen gibt, im Club, beim Waldspaziergang… So lange, bis ich für mich die optimalen Geräte gefunden hatte. Die trage ich jetzt – und sie sind eine echte Erlösung.

Mit der Kampagne „Das Leben gehört gehört! will der Bundesverband der Hörsysteme-Industrie (BVHI) das Bewusstsein für gutes Hören schärfen und darüber informieren, wie man seinen Hörsinn lange erhalten und im Bedarfsfall bestmöglich versorgen kann. Die Hörbotschafter unterstützten dabei. Die Mission: Menschen zu motivieren, ihr Gehör regelmäßig überprüfen und im Falle eines Hörverlustes rechtzeitig professionell versorgen zu lassen.

Wie ist die Gewöhnung an die Hörsysteme verlaufen?

Es braucht schon ein wenig Eingewöhnungszeit. Ich habe es bei meiner Oma z.B. gesehen, dass Menschen manchmal zu ungeduldig sind. Sie hat ihre neuen Hörgeräte eingesetzt und ganz schnell gemeint: ‚Funktioniert nicht!‘ Das Ding ist: Mein Gehirn hat sich jahrelang an das ‚schlechte‘ Hören gewöhnt, sich irgendwie damit abgefunden, die bruchstückhaften Signale kreativ oder irgendwie sinnhaft zu interpretieren. Jetzt muss sich das Gehirn wieder an das ‚richtige‘ Hören gewöhnen und die optimierten, neuen Signale und Informationen verarbeiten. Und das dauert eben eine Weile. Das ist wie eine neue Fähigkeit zu lernen und zu trainieren. Und ich kann nur sagen: Es lohnt sich, dranzubleiben.

Hatten Sie schon jemals Bedenken oder Scheu, Hörsysteme zu tragen?

Null! Die Geräte sind so klein, sie stören gar nicht oder fallen auch nicht auf. Wirklich nur, wenn man genau hinsieht. Ich bin ja auch Brillenträger, bei mir verschwinden sie fast komplett hinter den Bügeln. Und die meisten achten auch gar nicht darauf. Abgesehen davon wäre es für mich auch kein Argument gewesen. Schaut mal: Wenn ich schlecht sehe, trage ich ja auch eine Brille. Klar kann ich sagen, dass mir das nicht wichtig ist, oder ich finde mich eben damit ab. Aber warum sollte ich? Gutes Sehen, gutes Hören – beides, finde ich, sind wichtige Faktoren für Lebensqualität. Wenn ich die Hörgeräte einsetze, ist das wie ein Ein-Aus-Schalter fürs Leben, den ich selbst drücken kann.

Was würdest du Menschen raten, die zögern, sich bei einer Schwerhörigkeit Hilfe zu holen?

Meine Erfahrung: Wenn du nicht oder nicht gut hörst, grenzt du dich vom Leben aus. Ich weiß das, weil ich es selbst erlebt habe. Man sitzt zusammen, alle unterhalten sich und man antwortet auf Fragen, die gar nicht gestellt wurden. Oder man lenkt die Antennen eher nach innen als nach außen, weil man einfach nur bedingt mitbekommt, was gerade besprochen wird. Ganz im Ernst: Es gibt kein einziges gutes Argument zu warten. Oder mir fällt keins ein. Meine Oma sagt gerne: ‚Ich bin zu alt für sowas!‘  Das ist doch Quatsch. Man ist doch auch nie zu alt für eine Brille oder eine Gehhilfe.

Teilen Sie Ihren Aha-Moment mit Ihren Hörgeräten mit uns?

Mein Aha-Moment war und ist, die Vögel wieder zu singen, den Regen wieder zu prasseln und den Schnee unter den Füßen wieder knirschen zu hören. Kurz: die leisen, zarten Töne wieder wahrzunehmen.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Für Markus war ein Hörtest der erste Schritt zum besseren Hören. Bemerken Sie auch, dass sich Ihr Gehör verändert, oder haben Sie eine familiäre Vorgeschichte, was Ohr- und Hörprobleme betrifft? Der Hörtest beim HNO-Arzt oder Hörakustiker verschafft Ihnen die Gewissheit, wie gut Ihr Gehör noch funktioniert. Die Experten für gutes Hören haben Sie dabei direkt an Ihrer Seite.

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