Phänomene rund ums Hören – vom Ohrwurm bis zum fiesen Klingeln

Phänomene rund ums Hören – vom Ohrwurm bis zum fiesen Klingeln

Hörgeräte können Tinnitus lindern

Nicht jedes Ohrgeräusch ist gleich ein Tinnitus. Ein Rauschen oder Piepen in den Ohren wird oft fehlinterpretiert, denn es gibt eine ganze Reihe Hörphänomene, die unser Gehör täuschen.

Wer bei sich Ohrgeräusche feststellt, denkt schnell an Tinnitus. Dann heißt es zunächst, keine Panik, denn auch Hörgeräte können Tinnitus lindern. Außerdem ist nicht jedes Ohrgeräusch gleich ein Tinnitus. Oft wird ein Klingeln, Rauschen oder Piepen in den Ohren fehlinterpretiert, denn es gibt eine ganze Reihe auditiver Wahrnehmungen vom Ohrenrauschen über das Farbenhören bis zum Ohrwurm.

Welche Hörphänomene gibt es?

Grundsätzlich werden Hörphänomene ohne und mit Sinnesreiz unterschieden: Fehlt ein Sinnesreiz, kommen die Geräusche quasi von innen und können sich als Rauschen in den Ohren oder im Kopf oder sogar als drohende Ohnmacht äußern. Das sind meist kurzfristige Fehlfunktionen, vergleichbar mit dem „Sternchensehen“ im visuellen Bereich, die unser Gehör täuschen. Darüber hinaus existieren auch Hörphänomene mit Sinnesreiz, bei denen Höreindrücke haften bleiben, wie etwa beim Ohrwurm oder dem Musical-Ear-Syndrom, bei dem die Betroffenen ständig Musik hören. Auch detailgetreue Hörerinnerungen, sogenannte eidetische Phänomene oder Pareidolien sind möglich. Dabei werden im Ohrrauschen auch Worte wahrgenommen.

Was verbirgt sich hinter dem absoluten Gehör und Farbenhören?

Ein interessantes Phänomen ist das absolute Gehör. In Europa kann nur einer von 10.000 Erwachsenen einen einzelnen gehörten Ton bestimmen und verfügt damit über das passive absolute Gehör. Wer ein aktives absolutes Gehör hat, kann sogar ganze Lieder einfach vom Notenblatt absingen. Diese besondere Fähigkeit ist auch für das Erlernen von Sprachen wichtig: Sprecher von Tonsprachen wie Hochchinesisch, Thai oder Laotisch oder afrikanischen Regionalsprachen wie Bantu, Swahili oder Xhosa besitzen häufiger ein absolutes Gehör. In diesen Sprachen kommt es nämlich auf das genaue Sprechen und Hören an. Entscheidend für die Bedeutung eines Wortes ist hier oft die Tonhöhe.

Beim Farbenhören, auch Synästhesie genannt, vermischen sich Sinneswahrnehmungen. Dabei werden Töne, Geräusche, Wörter oder Zahlen mit unterschiedlichen Farben und Formen assoziiert. Für „Farbenhörer“ klingt dann der Buchstabe „F“ grün oder ein Lied gelb. Der berühmte Maler Kandinsky sah Farben, wenn er Musik hörte und malte Symphonien. Man weiß noch nicht genau, wie sich Sinneseindrücke im Gehirn vermischen. Beim Farbenhören treten wahrscheinlich die Hirnareale für akustische oder visuelle Reize verstärkt miteinander in Kontakt. Es wird geschätzt, dass es in Deutschland mehr als 200.000 Synästheten gibt, der Großteil davon sind Frauen.

Wie werden Ohrgeräusche unterschieden?

Um harmlose Hörphänomene wie den Ohrwurm vom Tinnitus zu unterscheiden, müssen die Symptome genau beobachtet werden. Zum Beispiel ist die Emotion beim Ohrwurm positiv bis neutral, bei Tinnitus neutral bis negativ. Während Patienten mit Ohrwurm meist mit Summen oder Mitsingen reagieren, zeigen Tinnitus-Patienten keine audiomotorische Reaktion.

Bei Psychosen und Tinnitus werden ungerichtete Geräusche ohne erkennbare Inhalte wie Pfeifen, Klopfen oder Brummen wahrgenommen. Mit Hilfe der Audiometrie sollte der Hörverlust untersucht werden. „Gesteigerte Geräuschempfindlichkeit tritt auch häufig bei psychotischem Erleben auf — hier gilt es, eine audiometrische Testung der Unbehaglichkeitsschwelle durchzuführen. Diese werden sie bei einer Psychose nicht finden“, so die HNO-Ärztin Astrid Marek.

Wenn Sie genau wissen möchten, was sich hinter Ihrem Hörgeräusch verbirgt, finden Sie hier einen HNO-Arzt in Ihrer Nähe.

Wie können Hörgeräte Tinnitus lindern?

Menschen mit Tinnitus leiden oft auch unter Hörverlust. Mit Hörgeräten können Personen mit Hörverlust eventuell fehlende Geräusche hören. So entsteht bei den Betroffenen ein neuer Fokus, denn das Tinnitus-Geräusch wird durch das bessere Hörvermögen effektiv überdeckt. Wer hört, was rundum passiert, konzentriert sich meist weniger auf das interne Tinnitus-Geräusch und das wirkt lindernd. Hörgeräte können Tinnitus lindern, denn mit Hörgeräten lässt sich außerdem eine effiziente Tinnitus-Therapie umsetzen: Die Einstellung des internen Klangs kann den Tinnitus kontrastieren. Werden Außengeräusche durch das Hörgerät verstärkt, treten internes Rauschen oder Töne in den Hintergrund. Menschen, deren Hörverlust im gleichen Frequenzbereich wie ihr Tinnitus liegt, profitieren ganz besonders stark vom positiven Effekt der Hörgeräte auf den Tinnitus.

Ohrwürmer – Wenn Melodien einen nicht mehr loslassen

Jeder kennt das: Man hört einen Song, und die Melodie spielt sich pausenlos weiter im Kopf ab. Studien haben gezeigt, dass Ohrwürmer meist in eher reizarmen Situationen, etwa bei der Hausarbeit oder im Auto, entstehen.

Das hilft, wenn die Endlosschleife im Kopf nervt:

  • Den Song einmal komplett durchhören.
  • Einen anderen Song oder Melodie hören.
  • Das Gehirn mit etwas anderem, wie Rätsel oder Sudokus, beschäftigen.
  • Auch Kaugummikauen soll Ohrwürmer vertreiben.

Mehr über das Hörphänomen Ohrwürmer erfahren Sie hier

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