Mit Pauken und Trompeten

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Das Soundshirt: Innovatives Konzerterlebnis für Hörgeschädigte

In unserem Artikel „Ich bin schwerhörig – na und?!“ haben wir über progressive Technologien berichtet, welche die Lebensqualität von Schwerhörigen verbessern können. Ein damals angeschnittenes Thema möchten wir in dieser Fortsetzung nun wie versprochen aufgreifen und darüber berichten – das Soundshirt.

Ein hoch entwickelter Computer übersetzt Töne in Signale und versetzt eine spezielle Jacke an unterschiedlichen, feinjustierten Stellen in Vibration. So können ursprünglich akustische Reize gefühlt und interpretiert werden. Entwickelt wurde diese spannende Erfindung von den „Jungen Symphonikern Hamburg“. Es galt, schwerhörigen und sogar gehörlosen Menschen klassische Musik erlebbar zu machen. Ein ambitioniertes Vorhaben also.

Auf der eigens dafür eingerichteten Website können sich Interessierte für Konzerte anmelden und das Soundshirt selbst ausprobieren.

 

Musik ganzheitlich erfahren – wie funktioniert das?

Die Idee ist recht einfach, die Umsetzung allerdings alles andere als trivial und ziemlich ausgefuchst: Zahlreiche Mikrophone auf der Bühne fangen den Ton eines jeden Instrumentes

ein und senden diese in Echtzeit an eine spezielle Software. Diese wiederum wandelt die Töne in Daten um und gibt sie drahtlos an das musikalische Kleidungsstück weiter. In der Jacke eingenäht befinden sich 16 Feinmotoren und Leuchtdioden, welche im Einklang miteinander passend zur gespielten Musik reagieren. So vibrieren die tiefen Bässe beispielsweise am Bauch, die Violinen lassen sich fein auf den Armen spüren, und die Bläser jagen einen wohligen Schauer über den Rücken.

Damit haben es die umtriebigen Erfinder in der Hansestadt geschafft, symphonische Konzerte auch für Menschen mit Hörbeeinträchtigung zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. In Kombination mit einem optimal eingestellten Hörgerät kann dieses zu einer ganzheitlichen Erfahrung für Schwerhörige werden und ermöglicht es, Musik gleich mit mehreren Sinnen zu genießen. Technik, die begeistert.

Die ursprüngliche Idee hinter der Erfindung keimte übrigens anfänglich bei den Kreativen der Werbeagentur „Jung von Matt“. Mit dem Projekt bewirbt die Hamburger Ideenschmiede die jungen Symphoniker – und sich selbst gleich mit. Für die ersten Tests des Soundshirts gab es direkt über 400 Anfragen.

Klingt alles recht spektakulär, aber ist das Erlebnis, das das Soundshirt bietet, wirklich mit dem tatsächlichen Hören von Musik gleichzusetzen? Der Kölner Akustikmeister für Hörgeräte, René Scheuern, ist skeptisch und glaubt nicht an die Vergleichbarkeit mit einem echten Höreindruck.

Er sagt: Um die Vibrationen zuordnen zu können, muss man sehen, wie im gleichen Moment die Pauke geschlagen wird. Nur so kann das Gespürte richtig interpretiert werden. Den echten Höreindruck ersetzt das Soundshirt letztendlich nicht.

Wie adäquat ein musikalisches Erlebnis auf diese Art übersetzt werden kann, ist objektiv schwer zu bestimmen. Letztlich versprechen Erfindungen wie das Soundshirt eine stärkere gesellschaftliche Teilnahme, und schon allein damit einen Mehrwert für Schwerhörige. Ein Versprechen, das hoffentlich auch erfüllt wird.

Sollten Sie selbst bei Konzerten oftmals das Gefühl haben, nicht alles mitzubekommen und den Musikgenuss subjektiv eingeschränkt wahrzunehmen, empfehlen wir Ihnen in erster Linie eine regelmäßige Überprüfung des Gehörs – beispielsweise mit einem Hörtest beim Hörakustiker in Ihrer Nähe.

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