Schwerhörigkeit behandeln – Demenz vorbeugen

Studien weisen auf Zusammenhang zwischen Hörversorgung und Demenz-Vorsorge hin

Zahlreiche Untersuchungen widmen sich in jüngerer Zeit dem Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und einer Demenzerkrankung. International etabliert ist, dass sich 40% aller Demenz-Erkrankungen verhindern – oder zumindest herauszögern – ließen, wenn sich die Menschen gesünder verhielten. Der mit Abstand größte beeinflussbare Risikofaktor einer Demenzerkrankung ist die Versorgung einer Schwerhörigkeit im mittleren Lebensalter (Livingston et al. 2020).

Größter beeinflussbarer Risikofaktor: Unversorgter Hörverlust im mittleren Lebensalter

Die Forscher der renommierten Lancet-Kommission haben zwölf potentiell modifizierbare Demenz-Risikofaktoren identifiziert, von denen eine unbehandelte Schwerhörigkeit der gewichtigste ist. In der Altersgruppe der 45- bis 65-Jährigen können zudem traumatische Kopfverletzungen, Bluthochdruck, zu viel Alkohol und Übergewicht das Risiko einer Demenzerkrankung im Alter erhöhen.

Zudem zählen nicht nur im höheren Alter Rauchen, unerkannte Depressionen, soziale Isolation, mangelnde körperliche Aktivität und Diabetes zu den Demenzauslösern. Auch Passivrauchen und Luftverschmutzung steigern das Demenzrisiko.

Wie die Studie zeigt, ist das Präventionspotential hoch. Am höchsten ist es, wenn man sich um seinen Hörsinn kümmert, indem man diesen regelmäßig testen und im Bedarfsfall rechtzeitig versorgen lässt.

Was ist Demenz?

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Als Demenz wird ein Muster von Symptomen unterschiedlicher Erkrankungen bezeichnet, deren Hauptmerkmal eine Verschlechterung mehrerer wahrnehmender und erkennender (kognitiver) Fähigkeiten ist. Sie kann durch verschiedene Erkrankungen des Gehirns entstehen. Der Begriff, abgeleitet vom lateinischen demens („unvernünftig“‚ „ohne Verstand“) kann auch mit „Abnehmen der Verstandeskraft“ übersetzt werden.

Die Symptome der Demenz umfassen Einbußen kognitiver, emotionaler und sozialer Fähigkeiten. Vor allem betroffen sind Kurzzeitgedächtnis, Denkvermögen sowie Sprache und Motorik. Manche Formen können auch zu einer Veränderung der Persönlichkeit führen. Wesentlich für eine Demenz ist der Verlust von Fähigkeiten, die im früheren Lebensverlauf erworben wurden. Häufigste und bekannteste Form einer Demenz ist die Alzheimer-Krankheit.

Wirkungszusammenhänge zwischen Schwerhörigkeit und Demenz werden erforscht

Die komplexen Wirkungszusammenhänge von Schwerhörigkeit und Demenz sind noch nicht alle geklärt und werden intensiv erforscht. Wenn das Gehirn im Fall unbehandelter Schwerhörigkeit über lange Zeit zu wenige akustische Signale erhält, kann das Folgen haben:

Zum einen werden bestimmte, für das Hörverständnis relevante Bereiche im Gehirn nicht mehr mit Informationen versorgt. Aktive Gehirnareale werden inaktiv und verlieren ihre Fähigkeiten.

Zum anderen verlagert das Gehirn aufgrund seiner Plastizität die Funktion des Sprachverstehens in andere Areale. Das wird bei unversorgten Schwerhörigen unter anderem daran deutlich, dass sie nach einiger Zeit geschickt in der Lage sind, Worte von den Lippen ihrer Gesprächspartner abzulesen. Auch lernt das Gehirn Lücken unvollständig gehörter Sprachinformationen zu füllen, um sich Inhalte zu erschließen, die akustisch nicht wahrgenommen wurden. Der inhaltliche oder nonverbale Kontext einer Unterhaltung wird dann bemüht, um z.B. zwischen „Fisch“ und „Tisch“ oder zwischen „Wind“ und „Kind“ zu unterscheiden, wenn gewisse Laute nicht mehr wahrgenommen werden und einzelne Worte dadurch uneindeutig bleiben.

neues aus der hörakustik

Das Gehirn verlernt das Hören

Die umfangreichen Kompensationsbemühungen des Gehirns haben ihrerseits zwei Folgen:

Zum einen können sie dafür sorgen, dass eine Hörminderung lange Zeit (mitunter über mehrere Jahre) unentdeckt bleibt, weil die unversorgten Schwerhörigen neue Techniken (wie das Lippenlesen oder das „Lücken-Füllen“) erlernen und perfektionieren, um ihre Schwerhörigkeit – bewusst oder unbewusst – zu kaschieren. Unter Umständen täuscht das ihnen selbst und ihrer Umgebung vor, noch gut zu hören. Die Akzeptanz einer eigenen Schwerhörigkeit kann – ebenso wie die spätere Umgewöhnung an das „richtige Hören“ mit Hörsystemen – erschwert werden, je länger das akustische Hören kompensiert wird. In jedem Fall führt die Gewöhnung an die Kompensationsmechanismen des Gehirns zu einer Hör-Entwöhnung und zu einem Hinauszögern der erforderlichen hörakustischen Versorgung.

Eine weitere Folge ist, dass die ersatzweise zur Hör-Kompensation aktivierten und dafür „umprogrammierten“ Hirnareale die zuvor wahrgenommenen Aufgaben nicht mehr ausüben können. Darunter können andere wahrnehmende und erkennende (sogenannte kognitive) Funktionen leiden. Die kognitive Leistungsfähigkeit des Gehirns kann dadurch insgesamt abnehmen – und damit schließlich das Risiko einer Demenzerkrankung erhöhen.

Das Erlernen zusätzlicher kognitiver Fähigkeiten (wie einer Fremdsprache) kann das Demenzrisiko übrigens nachweislich senken. Warum das so ist, lesen Sie hier.

Kein erhöhtes Demenzrisiko für Hörgeräteträger

Untersuchungen legen nahe, dass schwerhörige Menschen, die Hörgeräte oder Hörimplantate tragen, dem Abbau ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit vorbeugen und das gleiche kognitive Niveau wie normal hörende Personen bewahren können. So ergaben Studien, dass die Verwendung von Hörsystemen dem Abbau geistiger Fähigkeiten entgegenwirkt (z.B. Dawes et al., 2015). Dies gilt unabhängig vom Einfluss weiterer demenzfördernder Faktoren, wie sozialer Isolation oder Depression. Der positive Effekt einer Hörgeräteversorgung scheint direkt auf die Verbesserung des Hörvermögens zurückzuführen zu sein. Auch dem Risiko, im Alter für die Bewältigung des Alltags von anderen Menschen abhängig zu werden, können Hörgeräte entgegenwirken, wie Studien nahelegen.

Gesund altern – mit Hörsystemen

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Die Bedeutung der Hörgesundheit für gesundes Altern erfährt derzeit große Aufmerksamkeit. Dabei geht es nicht nur um Demenzvorsorge. So hat eine große französische Langzeitstudie gezeigt, dass ältere Menschen, die trotz ihres eingeschränkten Hörvermögens keine Hörsysteme verwenden, nicht nur einem höheren Demenzrisiko ausgesetzt, sondern auch stärker von geistigem und körperlichem Verfall betroffen sind als normalhörende Menschen oder Träger von Hörsystemen. Zudem können schwerhörige Menschen, wenn sie Hörsysteme nutzen, auch das Risiko minimieren, zu verunfallen oder von anderen Menschen abhängig zu werden.

Sicherheit und Selbstbestimmtheit dank Hörsystemen

Eine unbehandelte Schwerhörigkeit kann das Demenzrisiko um 21 Prozent erhöhen. Im Vergleich zu Personen mit normalem Hörvermögen besteht für Hörsystemnutzer kein erhöhtes Risiko. Das Verletzungsrisiko bei alltäglichen Aktivitäten (wie z.B. beim Baden oder Ankleiden) liegt bei Menschen mit unbehandelter Schwerhörigkeit um 28 Prozent höher als bei normalhörenden oder mit Hörsystemen versorgten Menschen. Besonders bei Männern, die mit einer unversorgten Hörminderung leben, liegt das Risiko, an einer Depression zu erkranken, um 43 Prozent höher. Die Nutzung von Hörsystemen wirkt diesem Risiko entgegen.

Quelle: Amieva et al. (2018): “Death, Depression, Disability and Dementia associated with self-reported Haring Problems: A-25-year Study”, Journals of Gerontology.

Regelmäßige Hörtests dienen der Demenzvorsorge

Die aktuelle Forschungslage legt nahe, dass regelmäßigen Hörtests sowie der rechtzeitigen Versorgung einer Hörminderung durch einen Hörakustiker wesentliche Bedeutung für gesundes Altern zukommen. Rechtzeitig hörakustisch versorgte Schwerhörige bleiben geistig fitter und erhalten ihre Lebensqualität auch im hohen Alter. Zwar ersetzen unsere Online-Hörtests nicht den gründlichen Test bei einem HNO-Arzt oder einem Hörakustiker – aber sie sind unterhaltsam und geben bereits erste Hinweise auf möglichen Handlungsbedarf.

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