Akustische Wunder
Architektur ist nur was für das Auge! – Falsch, denn in einigen Fällen beflügelt sie auch unsere Ohren. Wir möchten Ihnen zehn architektonische Gebilde vorstellen, welche mehr als nur unseren optischen Sinn ansprechen. Wir nehmen Sie mit auf eine kleine Reise, bei der Sehenswürdigkeiten zu „Hörwürdigkeiten“ werden.
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Tvísöngur, Island
An einem idyllischen Berghang mit Blick auf den Fjord liegt das isländische Tvísöngur. Die für jeden zugängliche Skulptur aus Beton besteht aus fünf Kuppeln, die sich zu einem Gewölbenetz verbinden. Jede dieser Kuppeln ist so ausgerichtet, dass sie eine Resonanz verstärkt, die sich von den anderen unterscheidet. Das Ergebnis: ein Echo der traditionellen isländischen Fünf-Ton-Harmonie.
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Waldmegafone, Estland
Im estländischen Võru findet man seit 2015 zwischen den Bäumen hölzerne Megafone, welche die Geräusche des Waldes verstärken. Unterschiedliche Größen und Formen sorgen dabei für ein abwechslungsreiches Hörvergnügen.
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Fertőrákos Höhlentheater, Ungarn
Ein Steinbruch scheint ein unwahrscheinlicher Ort für eine Oper zu sein, aber die Menschen auf der ganzen Welt erkennen und schätzen das Potenzial dieser riesigen, höhlenartigen Räume. Im Zusammenspiel mit Licht und Schatten hallt der Klang in ihren festen Wänden wider.
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Āli Qapu Palace Musikhalle, Iran
Inmitten von Lehmziegeln aus dem 17. Jahrhundert findet man die prächtigen Gewölbedecken der Āli Qapu Palace Music Hall. Die Gewölbe bilden kleine Nischen über dem Kopf und sorgen so für eine geringe Nachhallzeit. – Ideal für intime Musik und speziell für iranische Balladen.
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Denge Klangspiegel, Großbritannien
An der britischen Küste bei Dungeness sind „Klangspiegel“ Teil der bezaubernden Landschaft. Diese Betonformen mit einer Breite von 6 bis 60 Metern wurden in den 1920er Jahren als Frühwarnsysteme für feindliche Flugzeuge gebaut. Als die Flugzeug- und Radartechnologie fortschritt, wurden sie schnell überflüssig, aber die klanglichen Qualitäten dieser Sehenswürdigkeiten bleiben erhalten.
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Flüstergalerie der St Paul’s Cathedral, Großbritannien
In der Flüstergalerie der St Paul’s Cathedral gibt es ein oftmals unbeabsichtigtes Phänomen, welches die Besucher in Scharen anzieht. Murmelt man etwas in die Galeriewand, kann man es auf der anderen Seite der 33 Meter-Kuppel hören. Es gilt also aufzupassen, was man sagt.
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Ekko, Dänemark
Was ist, wenn das Gebäude selbst ein Instrument ist? Beispielsweise das in sich gedrehte „Ekko“ des Künstlers Thilo Frank in Dänemark. Der mit Holzrahmen versehene „Soundwalk“ ist gespickt mit Mikrofonen und Lautsprechern, welche die Klänge aufzeichnen und wiedergeben, die beim Überqueren des Laufweges entstehen.
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Prenzlauer Berg Wasserturm, Berlin
Dunkle, unterirdische Räume können Desorientierung verursachen und zugleich ein klangliches Erlebnis verstärken. So auch im Wasserturm und in den Tanks in Berlin. Eine Kombination aus Licht- und Klangreflexionen, sowohl physisch als auch digital, verstärkt die Sinne der Besucher dieser Installationen des deutschen Künstlers Robert Henke.
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Echomauer, China
Der von einem 273 Hektar großen Park umgebene Himmelstempel zählt zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Peking. Das akustische Highlight sind jedoch drei Echosteine vor der Halle des Himmelsgewölbes. Ein Klatschen auf den ersten Stein erzeugt ein Echo, ein Klatschen auf den zweiten Stein bringt zwei Echos hervor und der dritte schließlich produziert drei Echos.
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Stonehenge, Großbritannien
In Südengland findet man die berühmten Steinkreise und Hügelgräber der Megalith-Kultur. Auch hier gibt es ein akustisches Phänomen, denn je nach Position innerhalb des Steinkreises heben die Töne an oder verstummen. Der Grund hierfür sind Schallwellen, die sich gegenseitig verstärken oder aufheben.