Autofahren mit Hörgeräten
Mehr Sicherheit im Straßenverkehr
Mobil sein – für die meisten von uns gehört ein hohes Maß an Bewegungsfreiheit zur Lebensqualität. Wir steigen ins Auto, pendeln am Morgen zur Arbeit, besuchen am Wochenende die Familie und fahren in den Sommermonaten in den Urlaub. Doch was, wenn man von einer Hörminderung betroffen ist? In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen, welche Rolle das Gehör im Straßenverkehr spielt und ob auch Menschen mit verminderter Hörleistung den Führerschein machen dürfen.

Laut der jüngsten EuroTrak Deutschland Hörstudie halten 10,9% der Bundesbürger, das entspricht etwa 9,11 Mio Menschen, ihre Hörfähigkeit für gemindert. Bei den über 74-Jährigen liegt der Anteil bei 33,1%.
Darf man mit Hörminderung Auto fahren?
Menschen mit einem Hörverlust von 60 Prozent oder mehr sind im Straßenverkehr keineswegs automatisch benachteiligt. Ab einem Hörverlust von ca. 60 dB auf dem besseren Ohr kann die Fahrtüchtigkeit eingeschränkt sein, besonders für Berufskraftfahrer. Für Privatpersonen (Klasse B) besteht jedoch in der Regel kein Fahrverbot, auch bei stärkerem Hörverlust oder Taubheit – sofern die Sicherheit im Straßenverkehr gewährleistet ist.
Warum ist das so? Entscheidend ist laut Gesetzgeber nicht allein der Dezibelwert, sondern: die Verständlichkeit von Sprache, Fähigkeit zur Wahrnehmung von Warnsignalen und das Vorliegen weiterer Erkrankungen (z. B. Gleichgewichtsstörungen). Die Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) legt die gesundheitlichen Mindestanforderungen für den Erwerb einer Fahrerlaubnis fest. Anlage 4 zur FeV behandelt die „Eignung und bedingte Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen“. Das Hörvermögen wird darin erwähnt – allerdings mit dem Hinweis: „Ein mangelndes Hörvermögen allein schließt die Eignung nicht aus.“
Eine Hörminderung oder Taubheit ist also kein generelles Ausschlusskriterium.
Voraussetzung: Die Verkehrssicherheit muss gewährleistet sein – etwa durch gute visuelle Wahrnehmung (z. B. Rückspiegel, Schulterblick) und das Fehlen weiterer gravierender Einschränkungen wie Gleichgewichtsstörungen.
Bei der beruflichen Nutzung der Fahrerlaubnis gelten strengere Vorgaben.
Für Bus- und Lkw-Fahrer schreibt Anlage 5 der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) strengere Anforderungen vor. Eine ausgeprägte Hörminderung kann in diesem Bereich zur Nichteignung führen, da akustische Signale wie Warnhupen oder Sirenen zwingend wahrgenommen werden müssen. In solchen Fällen sind unter Umständen audiometrische Gutachten (Hörtests) erforderlich.
73% der Menschen mit Hörverlust fühlen sich mit Hörgeräten beim Autofahren sicherer
75% der Hörgeräteträger geben laut der EuroTrak Hörstudie 2025 an, dass sie sich in städtischer Umgebung sicherer fühlen, seit sie Hörgeräte tragen.
Vor allem das Richtungshören spielt eine wichtige Rolle in der räumlichen Orientierung. Verkehrsteilnehmer – vom klingelnden Radfahrer bis zum fast lautlosen Elektroauto – werden dank Hörgeräten besser wahrgenommen, ihre Entfernung und Richtung können schneller erkannt werden. All das erhöht die Sicherheit und die Bereitschaft, sich bis ins hohe Alter im öffentlichen Raum zu bewegen – ob zu Fuß, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, oder, wie die folgenden Folien zeigen, mit dem PKW oder dem Fahrrad bzw. E-Bike.
Während 2022 noch 66 % der hörgerätetragenden Autofahrenden von mehr Sicherheit berichteten, sind es 2025 bereits 73 %. Bei Fahrrad- und E-Bike-Fahrenden kletterte der Wert im gleichen Zeitraum sogar auf 75 %.

Der Grund liegt auf der Hand: Mit Hörgeräten verbessert sich das räumliche Hören und die Betroffenen fühlen sich sicherer im Straßenverkehr. Verkehrsteilnehmende können wieder präzise orten, aus welcher Richtung sich Fahrzeuge nähern. Eine essenzielle Fähigkeit, besonders auch als Fußgänger, wenn Autos oder E-Bikes noch nicht im Sichtfeld sind.
Alle Vorteile des Tragens von Hörgeräten im Straßenverkehr auf einen Blick:
- Verbesserte akustische Wahrnehmung
- Hörbarkeit von Warnsignalen
- Erkennen von Hupsignalen
- Wahrnehmung von Motorgeräuschen
- Erhöhte Aufmerksamkeit
- Moderne Funktionen der Hörgeräte und Integration mit Fahrzeugtechnik (Konnektivität)
Fazit
Schwerhörigkeit bedeutet nicht, auf Mobilität verzichten zu müssen. Moderne Hörsysteme verbessern das Hörvermögen im Straßenverkehr, stärken das subjektive Sicherheitsgefühl und steigern so die Lebensqualität der Betroffenen.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie gut Sie noch hören, dann machen Sie doch einen Hörtest bei einem erfahrenen Hörakustiker oder HNO-Arzt in Ihrer Nähe. Nutzen Sie dazu gerne unseren praktischen Such-Service. Dieser unterstützt Sie gerne bei allen Fragen rund um das Autofahren bei Hörverlust und hilft Ihnen beim Finden von geeigneten Hörgeräten.