Auszubildende gesucht!
Beraten, versorgen, zum Hören verhelfen: Wieso eine Ausbildung in der Hörakustik für Dich genau das Richtige sein könnte, erzählt die 24-jährige Luisa Marie Triebert im Interview.
Hörakustik – was macht man da genau? Hörakustiker sind Technologie-Experten, Handwerker und medizinische Berater zugleich. Die Ausbildung in der Hörakustik ist vielseitig und zukunftssicher. Man erlernt digitale Techniken und einen sinnhaften, systemrelevanten Beruf, der Menschen gutes Hören ermöglicht. Die Hörakustiker nehmen als Experten für gutes Hören eine Schlüsselrolle ein: Denn erst die richtige Auswahl und die genaue, stufenweise Anpassung eines Hörsystems an die individuellen Bedürfnisse des schlecht hörenden Patienten ermöglichen gutes Hören. Luisa Marie Triebert hat ihre Ausbildung in der Hörakustik sehr erfolgreich abgeschlossen. Im Mai 2021 wurde sie von der Handwerkskammer Wiesbaden als Lehrling des Monats ausgezeichnet. Sie verrät uns, was für sie eine Hörakustikerin ausmacht.
Was macht Spaß an der Arbeit einer Hörakustikerin?
Hörakustikerin Luisa Marie Triebert: Ich wollte einen medizinischen Beruf erlernen und mit Menschen arbeiten. Mir gefällt die Abwechslung zwischen Handwerk, Technik und Beratung. Bei technikaffinen Kunden, die schlecht hören, macht mir die fachliche Beratung besonderen Spaß. Meine Arbeit umfasst dabei viel mehr als Hörgeräte oder Audioprozessoren von Hörimplantaten einstellen: Ich durchlebe einen Werdegang mit jedem einzelnen Kunden. Wenn ältere schlecht hörende Kunden zum ersten Mal das Hörgerät eingesetzt bekommen und Angehörige gerührt sind, weil wieder so viel verstanden wird, sind das tolle Momente. Hinzu kommen die guten berufliche Perspektiven.
Welche beruflichen Perspektiven haben Hörakustiker?
Hörakustikerin Luisa Marie Triebert: Ausgelernte Hörakustiker können sich zum Beispiel auf Hörgeräte für Kinder oder Cochlea Implantate spezialisieren oder sich zum Tinnitus-Experten weiterbilden. Wir kümmern uns aber auch um „Alltagsdinge“ wie passenden Gehörschutz, beispielsweise für Bühnenmusiker. Auch für das In-Ear-Monitoring ist das Know-how der Hörakustik immer mehr gefragt. Dabei werden Livemusikern In-Ear-Kopfhörer individuell an ihre Ohren angepasst. Mit diesen Spezialanfertigungen hören sie dann ihre Musik, die über Lautsprecher ertönt, direkt im Ohr. So hören sie sich jederzeit selbst – egal, wie laut das Publikum ist und in welche Richtung die Lautsprecher ausgerichtet sind. Der Beruf wird insgesamt immer digitaler, was neue Perspektiven eröffnet: Mittlerweile kann man Hörgeräte beispielsweise fernwarten. Der Kunde, der schlecht hört und ein Hörgerät nutzt, ist zuhause und die Hörakustiker justieren die Ferneinstellungen von der Filiale aus. Ich werden dieses Jahr meinen Meister machen, das stand ganz oben auf meiner Wunschliste. Aber auch eine Hochschulkarriere im Fach Audiologie ist möglich, denn es gibt Bachelor- und Masterstudiengänge, die thematisch an die Ausbildung in der Hörakustik anschließen. Der Bachelorabschluss ist dabei gleichgestellt mit dem Hörakustikmeister.
Vielseitige Ausbildung für kluge Köpfe
Das Hörakustiker-Handwerk gehört mit einer Ausbildungsquote von über 20 Prozent zu den Top-Ausbildern im deutschen Handwerk. Fachkräfte werden stets gesucht: Es gibt derzeit mehr freie Ausbildungsstellen als Bewerber.
Interessierte brauchen keinen bestimmten Schulabschluss für eine Ausbildung zum Hörakustiker. Wer mindestens einen Realschulabschluss hat, für den stehen die Chancen gut. Inzwischen hat jeder zweite Auszubildende in der Hörakustik Abitur. Auch für Studierende, die ihr Studium abbrechen möchten, ist eine Ausbildung in der Hörakustik eine Alternative.
Bei der dreijährigen, dualen Ausbildung sind die Auszubildenden größtenteils im Betrieb, meist einem Hörakustiker-Geschäft. Der Berufsschulunterricht findet für alle Auszubildenden aus ganz Deutschland am Campus Hörakustik in Lübeck als Blockunterricht statt.
Welche Meilensteine gab es in Ihrer praktischen Ausbildung in der Hörakustik?
Hörakustikerin Luisa Marie Triebert: Am Anfang habe ich bei der Laufkundschaft zugeschaut. Etwa wenn die schlecht hörenden Kunden in den Laden kommen, um ihre Hörgeräte zu reinigen. Diese Servicekontrolle war das erste, was ich selbstständig übernommen habe. Dazu gehört auch, die Funktionen der Hörgeräte zu überprüfen und hineinzuhören. Hinzu kamen Hörmessungen bei Kunden, die schlecht hören, die Voreinstellung von Hörgeräten und die Anpassung am Kunden. Die Königsdisziplin ist die Beratung. Dazu gehört auch, sich technisch auszukennen. Diesen Teil der Arbeit übernimmt man erst kurz vor dem Ende der Ausbildung in der Hörakustik. Seit ich ausgelernt bin, kümmere ich mich zudem um das Bestellwesen, also die Kommunikation mit den Herstellern, und stehe mit den Krankenkassen in Kontakt.
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Was sollten Auszubildende in der Hörakustik mitbringen?
Hörakustikerin Luisa Marie Triebert: Definitiv Aufgeschlossenheit, denn man erfährt viel von den Menschen und muss auch viel aufnehmen, um das Hörgerät wirklich exakt abzustimmen. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für mich ist, dass man mit Menschen arbeiten möchte. Zusätzlich sollte man handwerklich und technisch oder physikalisch interessiert sein. Der Beruf wird immer digitaler, trotzdem bleiben die handwerklichen Grundlagen, etwa Fräsen oder Abformungen von den Ohren nehmen. Das macht Spaß – und man kann es lernen. Ich kann allen interessierten Schülern nur raten, keine Scheu vor der Technik zu haben. Indem man mit Spaß bei der Arbeit ist und sich weiterentwickeln möchte, kommt das Wissen von alleine – auch, wenn man vorher vielleicht kein Genie in Mathe oder Physik war.
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