Tinnitus und Taubheit: Hörprobleme durch Corona

Tinnitus und Taubheit: Hörprobleme durch Corona

Tinnitus, Taubheit und Schwindel können auch die Folgen einer Corona-Infektion sein. Wie seine massiven Hörprobleme durch Corona erfolgreich behandelt wurden, erzählt Hartmut.

„Es ist ein Wunder, dass ich wieder hören kann“, sagt der 61-jährige Corona-Patient Hartmut Blum. Er erkrankte schwer an Covid-19 und musste im Krankenhaus zwei Wochen beatmet werden. Danach erwachte er entkräftet mit einem starken, beidseitigen Tinnitus – und ohne Gehör.

An die Zeit auf der Intensivstation hat der Ingenieur keine Erinnerung. Als er wieder erwacht, weiß er weder, wo er ist, noch, wer die Menschen um ihn herum sind. Nur langsam kämpft er sich aus einem sogenannten Delir, einer vorübergehenden Eintrübung des Bewusstseins, an der viele Betroffenen nach einer künstlichen Beatmung leiden, zurück.

Hörprobleme durch Corona-Infektion

Doch Hartmut Blum hat nicht nur körperlich abgebaut. Auch sein Gehör ist angegriffen. „Als ich zu mir kam, war es unglaublich laut. Der Krach hinderte mich daran, die Ärzte zu verstehen. Ich berichtete den Ärzten von den Geräuschen, und dass ich rechts nichts mehr hören konnte. Bei einem Test stellte sich heraus, dass ich unter einem beidseitigen Tinnitus litt“, erzählt er von der erschütternden Erkenntnis.

Tinnitus, Taubheit und Hörprobleme durch Corona sind möglich. Denn das Virus greift nicht nur Geruchs- und Geschmacksnerven an.

Zwei Wissenschaftler der Universität Manchester haben das Thema Hörprobleme durch Corona untersucht. Dabei zeigte sich, dass in etwa 14,8 Prozent der in den Studien beschriebenen Fälle ein Tinnitus nach einer Covid-19-Erkrankung auftrat, bei 7,6 Prozent kam es zu Hörverlusten, bei 7,2 Prozent zu Gleichgewichtsproblemen und Schwindel. Betroffen waren Infizierte aus allen Altersgruppen, die Schwere ihrer Corona-Erkrankung variierte. Weitere systematische Untersuchungen über Hörprobleme durch Corona stehen noch aus. Beeinträchtigungen und Hörprobleme können auch durch andere Viruserkrankungen wie Masern, Mumps und Meningitis hervorgerufen werden.

Wenn Hörprobleme oder Tinnitus nach einer Infektion auftreten, müssen die Betroffenen sofort umfassend von einem HNO-Arzt untersucht und behandelt werden.

Wieder hören mit einem Cochlea-Implantat

Für die weitere Behandlung seiner Hörprobleme durch die Corona-Erkrankung wurde Hartmut Blum in die Hals-, Nasen-, Ohrenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover verlegt. Dort arbeitet der Spezialist für Cochlea-Implantate Prof. Prof. h. c. Dr. med. Thomas Lenarz.

Seine weiteren Untersuchungen bestätigten, dass Hartmut Blums Gehör durch die Covid-Infektion stark beeinträchtigt war. Doch es gab Anlass zur Hoffnung: Auch wenn die Haarzellen zerstört worden waren, sein Hörnerv funktionierte einwandfrei. Deshalb war ein Cochlea-Implantat (CI) eine geeignete Lösung. „Das Cochlea-Implantat umgeht die Haarzellen und sendet die Schallinformationen gleich als elektrisches Signal an den Hörnerv. Von dort gelangen die Impulse weiter ins Gehirn, wo sie dann wahrgenommen werden“, erklärt Lenarz.

Was ist ein Cochlea-Implantat und wie funktioniert es?

Ein Cochlea-Implantat (CI) ist ein Hörsystem für Menschen mit starker bis hochgradiger Hörminderung, deren Hörnerv noch funktionsfähig ist. Es wandelt Schall in elektrische Signale um und leitet diese direkt an den Hörnerv weiter. Die geschädigten Bereiche im Ohr können so einfach umgangen werden.

Hörimplantate bestehen im Wesentlichen aus zwei Teilen. Einem äußeren Teil, dem Audioprozessor mit Sendespule, und einem inneren Teil, dem eigentlichen Implantat mit seinem Elektrodenträger, der operativ unter die Haut eingesetzt wird.

Körperlich hat sich Hartmut Blum Stück für Stück in seinen Alltag zurückgekämpft – und sich an das neue Hören mit dem Cochlea-Implantat gewöhnt. Wenige Wochen nach der Operation fand die umfangreiche Erstanpassung seines Hörsystems statt. Sich auf das neue Hören einzustellen, ist für viele CI-Nutzer zu Beginn anstrengend: „Tagsüber war ich erst noch sehr müde und litt unter Konzentrationsstörungen“, erzählt der Ingenieur. „Nur zwei Monaten nach der CI-Operation entschied ich mich trotzdem für einen beruflichen Wiedereinstieg.“ Mittlerweile hat Hartmut Blum auch auf dem linken Ohr ein Cochlea-Implantat und ist mit der Hörqualität sehr zufrieden: „Es bringt nochmal eine Verbesserung in Richtung Klangortung, Gleichgewichtssinn und Verständlichkeit. Der Tinnitus wird auch besser unterdrückt.“ In seinem Beruf ist er für die Märkte in Südamerika zuständig und meistert mit seinen beiden CIs jetzt auch wieder Telefonkonferenzen. Eigentlich habe er drei Wunder erlebt, sagt er: „Dass ich Corona überlebt habe, dass ich wieder hören kann, und dass ich eine Frau habe, die wirklich zu mir steht.“ Eindringlich warnt er andere vor einer Covid-19-Infektion und wünscht sich, dass die Menschen das Virus wirklich ernst nehmen, damit anderen erspart bleibt, was er durchgemacht hat.

Hier erfahren Sie mehr über das Wunder des Hörens mit CIs und die richtige Nachsorge.

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