Biohacking fürs Gehör
Ein gutes Gehör ist oft selbstverständlich und wenn es sich verschlechtert, passiert dieser Prozess meist schleichend. Anfangs entgehen uns vielleicht nur einzelne Worte, später fällt es schwer, Gesprächen zu folgen. Viele zögern, sich mit dem schleichenden Hörverlust auseinanderzusetzen. Dabei lohnt es sich, früh aktiv zu werden. Denn wer sein Hörvermögen regelmäßig fordert und gezielt unterstützt, kann nicht nur seinen Alltag erleichtern, sondern auch seine Lebensqualität erhalten. Wir zeigen Ihnen fünf einfache Biohacking-Tipps, mit denen Sie Ihr Gehör bewusst stärken können.
Was ist Biohacking und was hat das mit dem Gehör zu tun?
Biohacking? Das klingt erst einmal nach Technik, ist aber in Wahrheit ein bewusster Umgang mit dem eigenen Körper. Das Ziel ist es, herauszufinden, was uns Energie raubt, was uns müde macht oder unsere Konzentration hemmt und gezielt gegenzusteuern. Biohackerinnen und Biohacker beobachten ihren Alltag genau, testen neue Routinen und optimieren so Körper und Geist für mehr Fokus, besseren Schlaf und mehr Lebensqualität.
Auch für unser Gehör kann Biohacking eine spannende Unterstützung sein. Denn ein ausgeglichener Körper reagiert sensibler auf akustische Reize. Daher kann Biohacking helfen, den Hörsinn und gesundes Hören aktiv zu fördern und zu erhalten.
Vorteile von Biohacking im Alltag:
- Verbesserte Konzentration
- Mehr Energie im Alltag
- Besserer Schlaf
- Stärkere Resilienz
- Mehr Körperbewusstsein
Tipp: Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Gehör in letzter Zeit nachlässt oder Sie häufiger nachfragen müssen, empfiehlt sich ein Hörtest beim HNO-Facharzt oder Hörakustiker. Mit unserem praktischen Such-Service finden Sie schnell und unkompliziert den passenden Ansprechpartner in Ihrer Nähe.
5 Biohacks für das Gehör
#1 Biohack: Wie Lebensmittel unser Gehör verbessern können
Was wir essen, beeinflusst neben unserer Energie, unserem Herz und unserer Haut auch unser Gehör. Wer regelmäßig auf bestimmte Nährstoffe achtet, kann die Gesundheit des Gehörs tatsächlich stärken.
Kalium
Kalium hilft dabei, den Flüssigkeitshaushalt in den feinen Strukturen des Innenohrs zu regulieren. Das kann vor allem im Alter einer Hörminderung vorbeugen. Besonders reich an Kalium sind Bananen, Spinat, Orangen, Joghurt und Tomaten.
Zink
Zink unterstützt die Abwehrkräfte und schützt vor Entzündungen, auch im Ohr. Gute Zinkquellen sind Eier, Hülsenfrüchte, Nüsse, Milchprodukte und dunkles Geflügel.
Folsäure
Für die Zellerneuerung im Innenohr ist Folsäure besonders wichtig. Sie fördert die Durchblutung und kann so das Hörvermögen langfristig stabilisieren. Spinat, Brokkoli, Erbsen und Linsen liefern Folsäure in natürlicher Form.
Magnesium
Magnesium kann die Wirkung von Lärm auf das Gehör abmildern und schützt zusätzlich Herz, Kreislauf und Nerven. Avocados, Vollkornprodukte, Nüsse und dunkle Schokolade sind hier ideale Lieferanten.
Eisen & Omega-3
Ein Eisenmangel macht sich nicht nur durch Müdigkeit bemerkbar. Auch das Gehör kann darunter leiden. In Kombination mit Omega-3-Fettsäuren wirkt Eisen besonders effektiv. Leinsamen, Fisch und Leber sind gute Quellen.
Vitamine A, C, E & Beta-Carotin
Die Vitamine schützen die empfindlichen Haarzellen im Innenohr und stärken das Gehör. Sie lassen sich in Karotten, Spinat, Eiern und Feldsalat finden.
Stark zuckerhaltige Lebensmittel sollten hingegen lieber nicht auf dem Teller landen. Auch auf einen übermäßigen Genuss an Alkohol und Koffein sollten Sie im Zuge des Biohackings verzichten. Ungünstige Lebensgewohnheiten können die Durchblutung im Innenohr beeinträchtigen und damit das Risiko für Hörsturz und Hörverlust erhöhen. Auch hier gilt: Weniger ist oft mehr.
#2 Biohack: Neue Technologien, die das Hörerlebnis verändern
Wer unter einer Hörminderung leidet, steht heute vor einer erfreulichen Vielfalt an Versorgungsmöglichkeiten. Aktuelle Hörgeräte und sind klein, komfortabel und optisch dezent. Gleichzeitig leisten sie technisch Erstaunliches: Sie passen sich automatisch an die jeweilige Umgebung an, dämpfen störende Hintergrundgeräusche und können sich kabellos mit dem Smartphone oder dem Fernseher verbinden. Besonders in lauten Umgebungen sind Gespräche für Menschen mit Hörverlust schwierig. Funktionen von Hörsystemen, die die Umgebungsgeräusche unterdrücken und den jeweiligen Sprecher hervorheben, verhelfen wieder zur guten Kommunikation miteinander.
Wenn Hörsysteme nicht mehr ausreichen, den Hörverlust auszugleichen, kann eine Versorgung mit Cochlea-Implantaten in Betracht kommen. Manchmal ist ein Ohr von einem sehr starken Hörverlust betroffen und dann kann ein Cochlea-Implantat auch in Kombination mit einem Hörgerät auf dem zweiten Ohr getragen werden. Die sogenannte bimodale Versorgung sorgt für ein möglichst ausgewogenes Hörerlebnis.
Smarte Technologien halten auch in der Hörakustik zunehmend Einzug: Einige Hörgeräte lassen sich heute ins eigene Smart-Home integrieren, etwa zur Verbindung mit digitalen Sprachassistenten oder zur akustischen Weiterleitung von Türklingeln oder Rauchmeldern. Wie das funktioniert, lesen Sie in unserem weiterführenden Beitrag „Hörgeräte im Smart-Home“.
#3 Biohack: Mit Meditation zur (akustischen) Ruhe kommen
Stille kann heilsam sein. Und das nicht nur für den Geist, sondern auch für das Gehör. Wer regelmäßig meditiert, stärkt seine Konzentration, reduziert Stress und bringt wichtige Körperfunktionen ins Gleichgewicht. Dass sich diese Effekte auch positiv auf das Hörvermögen auswirken können, ist inzwischen gut belegt.
Eine systematische Übersichtsarbeit der Universität Maastricht und des Amsterdam UMC analysierte sieben Studien mit insgesamt 425 Teilnehmenden, die sich mit der Wirkung von achtsamkeitsbasierten Interventionen (MBIs) auf Tinnitus beschäftigten. Besonders im Fokus standen dabei die sogenannten Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) sowie Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT).
Das Ergebnis: In sechs von sieben Studien kam es direkt nach der Therapie zu einer statistisch signifikanten Reduktion der empfundenen Tinnitus-Belastung. Zwei von drei randomisiert-kontrollierten Studien zeigten zudem eine klinisch relevante Verbesserung – also eine spürbare Erleichterung für die Betroffenen. Auch wenn langfristige Effekte noch weiter erforscht werden müssen, deutet die Studienlage darauf hin, dass Achtsamkeit und Meditation eine sinnvolle Ergänzung zur Therapie von Tinnitus darstellen können. [1]
Wer sich beim Meditieren gezielt auf Umgebungsgeräusche konzentriert, wie auf Vogelgezwitscher oder das Rascheln der Bäume, trainiert auch immer unbewusst seinen Hörsinn dabei. Mit der Zeit wird das Gehör sensibler für leise, oft überhörte Klänge im Alltag.
Ob mit Meditationsmusik oder in vollkommener Stille, beide Formen geben dem Gehör Raum zur Regeneration. Wer dabei Unterstützung sucht, kann auf spezielle Noise-Cancelling-Kopfhörer zurückgreifen.
Übrigens: Auch Yoga kann das Gehör positiv beeinflussen – insbesondere durch Übungen, die die Durchblutung fördern und Stress abbauen.
#4 Biohack: Das Gehör gezielt trainieren
Wer sein Gehör verbessern oder erhalten möchte, braucht nicht immer gleich technische Unterstützung. Auch durch gezieltes Hörtraining lässt sich viel erreichen. Das Gehirn spielt beim Hören eine zentrale Rolle. Werden auditive Reize bewusst wahrgenommen, gefiltert und verarbeitet, bleibt der Hörnerv aktiv und flexibel. Genau hier setzt das Hörtraining an: Es aktiviert die Hörwahrnehmung und fördert die Durchblutung. Ein einfaches, aber effektives Werkzeug im Biohacking für den Hörsinn. Nutzen Sie für Ihr persönliches Hörtraining dafür gerne die folgenden Übungen.
1. Mit der eigenen Stimme arbeiten
Lautes Vorlesen trainiert das Sprachverständnis und die bewusste akustische Selbstwahrnehmung. Ergänzend hilft es, Alltagsgeräusche wie Schritte, Atemzüge oder Ähnliches achtsam wahrzunehmen. Wer möchte, kann alle Geräusche des Tages notieren und mit passenden Begriffen versehen.
2. Geräusche bewusst unterscheiden
Setzen Sie sich an einen ruhigen Ort – drinnen oder draußen – und schließen Sie die Augen. Versuchen Sie, alle Umgebungsgeräusche einzeln wahrzunehmen: Wind in den Bäumen, Vogelstimmen, ferne Gespräche oder das Brummen eines Kühlschranks. Mit etwas Übung schärfen Sie so Ihre Fähigkeit, auch leisere Töne bewusst zu erfassen.
3. Geräuschquellen orten
Unsere Ohren liefern den Klang, aber unser Gehirn erkennt die Richtung. Diese Fähigkeit lässt sich mit einfachen Übungen verbessern: Bewegen Sie sich durch einen Raum mit laufender Musik und achten Sie auf klangliche Veränderungen. Oder lassen Sie sich bei geschlossenen Augen aus verschiedenen Richtungen etwas vorlesen und versuchen Sie, die Position der Stimme genau zu lokalisieren.
4. In Bewegung bleiben
Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung. Auch im Innenohr. Das kommt der Cochlea zugute, dem „Herzstück“ unseres Hörorgans. Spaziergänge, leichtes Training oder einfach bewusste Atemübungen sind daher ideal, um auch dem Hörsinn etwas Gutes zu tun.
5. Gemeinsam spielen, gemeinsam hören
Gesellschaftsspiele fördern die Konzentration, die Reaktionsfähigkeit und die Kommunikation im Austausch mit anderen. Wer im Spiel gut zuhört, trainiert sein Gehör ganz nebenbei. Gleichzeitig beugt soziale Interaktion der Isolation vor, die häufig mit unbehandeltem Hörverlust einhergeht.
#5 Biohack: Für einen effizienten Schutz des Hörsinnes sorgen
Ob Baustelle, Straßenverkehr, laute Arbeiten im Alltag oder laute Musik: Dauerhafte oder wiederkehrende Geräuschbelastung kann unser Hörvermögen nachhaltig schädigen. Wer seine Ohren schützen möchte, kann das schon mit einfachen Maßnahmen im Alltag machen. Ein hochwertiger Gehörschutz ist dabei ein wichtiger Baustein für die Ohren.
Je nach Situation und Empfindlichkeit bieten sich unterschiedliche Varianten an:
- Einweg-Ohrstöpsel aus Schaumstoff oder Wachs
Sie sind günstig und besonders praktisch für gelegentlichen Einsatz, wie auf Konzerten oder bei Baustellenlärm. Wichtig: Aus hygienischen Gründen sollten sie nur einmal verwendet werden.
- Wiederverwendbare Stöpsel aus Silikon oder polymerem Schaumstoff
Silikon lässt sich gut reinigen, schafft einen hohen Tragekomfort und kann individuell angepasst werden. Eine passgenaue Fertigung durch den Hörakustiker hält meist mehrere Jahre. Ideal für alle, die regelmäßig Gehörschutz benötigen.
- Bügelgehörschutz
Ein Bügelgehörschutz ist leicht anzuwenden und hat ein geringes Gewicht. Die Stöpsel sind an einem Bügel befestigt, der über dem Kopf, im Nacken oder unter dem Kinn getragen wird. Besonders praktisch für unterwegs oder bei kürzeren Einsätzen.
- Kapselgehörschutz
Auch bekannt als „Mickey-Maus-Kopfhörer“ umschließt diese Variante das Ohr vollständig und schützt zuverlässig vor intensivem Lärm, zum Beispiel für Arbeiten mit lauten Maschinen. Kapselgehörschutz ist zudem eine gute Option für Menschen, die Ohrstöpsel nicht gut vertragen.
Fazit
Biohacking für die Ohren muss weder kompliziert noch teuer sein. Schon kleine Veränderungen im Alltag tragen dazu bei, das Hörvermögen zu erhalten und einer Hörminderung gezielt vorzubeugen. Und vieles davon macht auch noch richtig Spaß. Denn wer bewusst hört, hört besser und das ein Leben lang.
Wenn Sie unsicher sind, wie es um Ihr Gehör steht oder welchen Schutz Sie benötigen, unterstützt Sie ein Hörakustiker oder HNO-Arzt in Ihrer Nähe.